Absolvent:innenporträt: Sie setzt den Menschen und seine Entwicklung in den Mittelpunkt
Helen Reist arbeitet seit vielen Jahren bei Stadtwerk Winterthur und trägt heute die Verantwortung für ein grosses Team von Mitarbeitenden. Auf dem Weg dahin hat sie das Elektrotechnik-Studium absolviert. Während des Studiums wurde ihr bewusst, dass sich die Prinzipien der kleinteiligen Elektronik auch auf grosse Energienetze übertragen lassen.
Als Helen Reist 1999 ihre Ausbildung begann, war sie eine der ersten Netzelektrikerinnen in der Schweiz. «Und ich habe es keinen Moment bereut, mich für diese Ausbildung entschieden zu haben», sagt sie. «Was es alles braucht, damit wir zu Hause Strom aus der Steckdose haben, das fasziniert mich bis heute.» Aufgrund von Rückenproblemen konnte sie nach der Lehrabschlussprüfung nicht als Netzelektrikerin arbeiten und war gezwungen, den Fachbereich zu wechseln. Die Faszination für das Verteilnetz jedoch blieb. So absolvierte sie ein erstes Studium an einer Höheren Fachschule und bewarb sich auf die Stelle als Fachspezialistin Schutz- und Leittechnik bei Stadtwerk Winterthur. Heute, 18 Jahre später, ist Helen Reist Abteilungsleiterin Messwesen und trägt die Verantwortung für 26 Mitarbeitende.
«Daher freut es mich sehr, wenn ich sehe, dass Mitarbeitende an Herausforderungen wachsen und sich entwickeln können.»
Helen Reist, Absolventin Elektrotechnik, Abteilungsleiterin Messwesen bei Stadtwerk Winterthur
Vom Kleinen aufs Grosse schliessen
Die Basis dafür erarbeitete sich Helen Reist im Bachelorstudium Elektrotechnik an der ZHAW School of Engineering. «Damals war ich bereits Fachspezialistin Schutz- und Leittechnik, eine sehr spannende Funktion. Gleichzeitig hatte ich aber das Gefühl, inhaltlich anzustehen», erinnert sich die Absolventin. Sie entschied sich, ihr Studium in Teilzeit zu absolvieren. Während dieser Zeit vertiefte sie ihr bisheriges Wissen und befasste sich mit Themen, die nicht unbedingt ihren Hauptinteressen entsprachen. «Die kleinteilige Elektronik beispielsweise lag mir gar nicht», meint Helen Reist und lacht. «Dafür konnte ich mein Verständnis in den Bereichen Leistungselektronik und Regeltechnik vertiefen und lernen, welchen Einfluss bestimmte Situationen auf das Netz haben und was diese Prozesse in der Balance hält bzw. zu Störungen führen kann. Was im Kleinen gilt, kann auch auf das Verteilnetz übertragen werden.»
Neue Wege nach dem Studium
Das im Bachelorstudium Elektrotechnik angeeignete Wissen hat Helen Reist durch die Jahre bei Stadtwerk Winterthur begleitet. So wurde sie mit dem Aufbau der Stelle Projektleitung ‘Smart Energy’ betraut. Dabei konnte sie sich mit Themen beschäftigen, die in Zukunft einen grossen Einfluss auf das elektrische Verteilnetz haben werden – beispielsweise die Integration von Ladestationen und Photovoltaik-Anlagen ins Energienetz. «Man muss frühzeitig erkennen, wann der Einfluss von solchen Zubauten kritisch wird», erklärt die Absolventin weiter. «Dazu haben wir unter anderem ein neues Netzsimulationstool eingeführt, worin wir unterschiedliche Stammdaten für Simulationen und Analysen zusammenführen.»
Mitarbeitende stehen im Mittelpunkt
2019 wurde Helen Reist angeboten, die Abteilung Messwesen zu übernehmen. «Eigentlich war ich zufrieden mit meiner bisherigen Stelle», erinnert sie sich. «Das Vertrauen meines damaligen Chefs, Gespräche mit Freunden und Familie und dass im Messwesen gerade sehr viel in Bewegung ist, haben mich dann doch dazu bewogen, die Herausforderung anzunehmen.» Mit der neuen Stelle sind ihre Aufgaben heute viel administrativer und dialogorientierter geworden. Als Fachspezialistin Schutz- und Leittechnik stand die technische Herausforderung bzw. Lösung im Mittelpunkt, in der Führungsfunktion stehen neben den technischen Herausforderungen hauptsächlich der Mensch und seine Weiterentwicklung im Mittelpunkt. Helen Reist ist es wichtig, dass ihre Mitarbeitenden das nötige Umfeld zum Arbeiten haben. «Gerade im Messwesen ändern sich die regulatorischen Rahmenbedingungen immer wieder. Die Änderungen, die das neue Stromgesetz ab 2025 mit sich bringen wird, haben einen sehr grossen Einfluss auf uns», sagt sie. «Daher freut es mich sehr, wenn ich sehe, dass Mitarbeitende an Herausforderungen wachsen und sich entwickeln können.» Diese Weiterentwicklung ist insbesondere deshalb möglich, weil sich alle Mitarbeitenden einbringen können, um gemeinsam besser zu werden. Ebenfalls werden im Team Visionen entwickelt, die dann als Projekte umgesetzt werden.