Bedarfs- und Sozialraumorientierung wird bei SME grossgeschrieben. Die Strukturen verfügen über die nötige Flexibilität, die in individuell verhandelbaren Möglichkeiten ihren Ausdruck finden. Das ist auch notwendig, denn meine Arbeitstage waren nie identisch und geprägt von vielen Aushandlungen mit den Jugendlichen über Dinge ihres Alltags.  

Meine Arbeitswoche habe ich nach der Lebenswelt meiner Bezugsjugendlichen ausgerichtet. Gefüllt waren Tage beispielsweise mit folgenden Aktivitäten: Ich begleitete Jugendliche zu Gerichtsverhandlungen, führte Gespräche und begleitete sie in der Wohnungs- und Jobsuche, half bei Umzügen zu oder weg von SME und ich war Teil der Beziehungspflege im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens auf dem Kiez.  

Ich motivierte und unterstützte Jugendliche bei kleinen und grösseren Sorgen, zum Beispiel begleitete ich sie nachts in die Notaufnahme oder gab Schlüssel aus, wenn ihr eigener Hausschlüssel unauffindbar war. Dazu kamen Boulderangebote für Jugendliche und so weiter.  

Die Kinder- und Jugendhilfe ist in Deutschland auf Bundesebene geregelt und auch sonst anders ausgestaltet als in der Schweiz. Mich innerhalb eines neuen Systems zurechtzufinden, war zugleich herausfordernd wie auch motivierend. Es war für mich ein ständiges Learning by Doing, im Rahmen dessen mich die sehr hilfsbereiten und netten Arbeitskolleg:innen unterstützten.  

Die Erfahrungen, die ich bei SME sammeln konnte, bleiben für mich unbezahlbar. Auf der Metaebene sehe ich das Fallverstehen als essenziell an. Verstehe ich, worum es wirklich geht? Sich diese Gedanken zu machen, lohnt sich nachhaltig und wird meines Erachtens in der Praxis oftmals noch zu wenig bedacht. Kontinuität muss für die jungen Menschen erfahrbar und von mir als verlässliches Gegenüber gewährleistet werden. Auch Humor hilft sehr, wenn er denn richtig eingesetzt wird.  

Und wo beginnt die pädagogische Arbeit? Bei der wertschätzenden Grundhaltung gegenüber den jungen Menschen. Die Anerkennung des Gegenübers ist in meiner Erfahrung gleichermassen Voraussetzung als auch Beginn jeglicher pädagogisch wertvollen und nachhaltigen Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe.  

Nebst qualitativ hochwertiger Sozialpädagogik bietet Hamburg aber noch viel mehr. Von Kulinarikinteressierten über Boulderfreaks, Aktivist:innen und Roller-Derby-Fanatiker:innen – alle kommen in der Hansestadt auf ihre Kosten.