inklusiv: Psychisch belastete Jugendliche und berufliche Ausbildung
Integration von Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen in den Arbeitsmarkt verbessern
Auf einen Blick
- Projektleiter/in : Prof. Dr. Agnes von Wyl
- Co-Projektleiter/in : Dr. Filomena Sabatella
- Projektteam : Aurel Beck
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : Stiftung (Gebert Rüf Stiftung)
- Projektpartner : lifetime health GmbH
- Kontaktperson : Agnes von Wyl
Beschreibung
Ausgangslage
In der Schweiz hat fast jeder sechste Jugendliche (16 Prozent) nach
den obligatorischen Schuljahren keine weitere berufliche Lösung.
Für diese Jugendlichen wurden sogenannte Brückenangebote und
Zwischenlösungen geschaffen, die bei schulischen und sozialen
Defiziten helfen können und die Jugendlichen auch bei der Suche
nach einer Lehrstelle unterstützen. Jugendliche, die nach der
obligatorischen Schulzeit keine Lösung haben, sind deutlich
häufiger von psychischen Beeinträchtigungen und Erkrankungen
betroffen, als solche, die eine Lehre beginnen oder eine
weiterführende Schule besuchen (Sabatella und von Wyl, 2014). Dies
kann daran liegen, dass eine fehlende Ausbildungsstelle psychisch
belastet. Oftmals ist es aber auch so, dass viele junge Menschen
gerade aufgrund einer psychischen Erkrankung keine Lehrstelle
finden.
Eine frühe Intervention ist in diesen Fällen wichtig, denn Studien zeigen, dass der Verlauf einer Krankheit positiv beeinflusst werden kann, wenn sie frühzeitig und ohne Verzögerung behandelt wird (Stein et al., 2003). Bei Jugendlichen wird dadurch die weitere Entwicklung nicht beeinträchtigt und ihre beruflichen und persönlichen Zukunftsaussichten bleiben bestehen. Im Gegensatz dazu zeigt sich, dass je länger mit der Behandlung einer psychischen Erkrankung gewartet wird, die Gefahr deutlich steigt, dass die Krankheit chronisch wird.
Ziel
Das Ziel der Studie war, das Team des Arbeitsintegrationsprogramms
lifetime health mit einer Psychotherapeutin der ZHAW zu ergänzen,
um damit die Integration von Jugendlichen mit psychischen
Erkrankungen in den Arbeitsmarkt zu verbessern. Die studienbedingte
Intervention sollte an sämtlichen Jugendlichen des Brückenangebotes
untersucht werden, immer unter der Voraussetzung, dass sie
freiwillig an der Studie teilnehmen. Die Gruppengrösse für das
Gruppenmodul wurde auf maximal 8 Teilnehmende begrenzt. Zu drei
Zeitpunkten (Eintritt, Austritt, sechs Monate nach Austritt) wurde
anhand ausgewählter Indikatoren gemessen, welche Veränderungen sich
ergeben haben.
Resultate
Die Schlussstichprobe umfasste 40 Personen und setzte sich aus 23
Frauen und 17 Männern zusammen. Schaut man die Entwicklung der
Teilnehmenden während der Programmteilnahme an bzgl.
Arbeitsfähigkeit, Gesundheitskompetenz und Psychopathologie,
zeigten sich Verbesserungen in allen drei untersuchten Bereichen.
Die Teilnehmenden berichteten nach der Intervention über eine
höhere Selbstwertschätzung sowie über eine höhere
Selbstwirksamkeitserwartung. Die Arbeitsfähigkeit nahm bei der
Mehrheit der Teilnehmenden ebenfalls zu. Die Arbeitsfähigkeit wurde
mit dem Fragebogen Work Ability Index gemessen. Dabei stand nicht
die konkrete Anschlusslösung im Vordergrund, sondern die
Selbsteinschätzung der Befragten.
Weiter waren die Teilnehmenden nach der Intervention viel eher dazu
bereit, bei psychischen Belastungen Hilfe in Anspruch nehmen,
insbesondere wenn es um professionelle Hilfe ging. Gleichzeitig
ging die psychische Belastung etwas zurück, blieb jedoch im
Vergleich zur Normalbevölkerung erhöht.
Nebst den quantitativen Ergebnissen gab es von den Teilnehmenden
und von den Fachpersonen auch viele positive Rückmeldung über das
psychotherapeutische Angebot.
Deshalb werden wir inklusiv weiterentwickeln und als
inklusiv plus weiterführen. Nebst lifetime health, die das
psychotherapeutische Angebot bereits als festen Bestandteil in ihr
Programm aufgenommen haben, werden wir inklusiv plus in 6
weiteren Brückenangeboten implementieren und erproben. Dafür wird
das Gruppenmodul zu einer Gruppentherapie weiterentwickelt, die
Möglichkeit von Einzelgesprächen wird beibehalten; zusätzlich
werden die Beratung der Mitarbeitenden der Brückenangebote sowie
deren Weiterbildung integriert. Hauptziel bleibt die Integration
junger psychisch belasteter Menschen in den Arbeitsmarkt.
Publikationen
-
Sabatella, Filomena; von Wyl, Agnes,
2019.
Frontiers in Psychology.
10(1391).
Verfügbar unter: https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.01391
-
Sabatella, Filomena; von Wyl, Agnes, Hrsg.,
2018.
Jugendliche im Übergang zwischen Schule und Beruf.
Berlin:
Springer.
ISBN 978-3-662-55733-4.
Verfügbar unter: https://doi.org/10.1007/978-3-662-55733-4