MEKIDA – Mediengebrauch von Kindern und Jugendlichen und deren Auswirkungen
Auf einen Blick
- Projektleiter/in : Dr. Joachim Hättich
- Projektvolumen : CHF 50'000
- Projektstatus : abgeschlossen
- Drittmittelgeber : Andere (Gemeinnütziger Fonds Kanton Zürich (ehemals Lotteriefonds Kanton Zürich)), Dritte (Swisscom AG)
- Kontaktperson : Joachim Hättich
Beschreibung
Ausgangslage und Ziel
Die Corona-Pandemie verlieh der Digitalisierung einen Schub, aber offenbarte ebenso deren Grenzen und Rückständigkeit. Besonders trifft das auf das Home Schooling zu, das insbesondere jene Kinder und Jugendliche benachteiligte, die ohnehin benachteiligt sind. Ebenfalls hat die Corona-Pandemie zu einem Anstieg der unangemessenen Nutzung von Medien bei Jugendlichen geführt. Gleichzeitig verschlechterte sich die psychische Gesundheit der Jugendlichen. Besteht da ein Zusammenhang?Schon vorher waren Zusammenhänge des übermässigen oder unkontrollierten Medienkonsums mit Depression, Angst, ADHS, Schlafstörungen, aggressivem Verhalten oder Lernbehinderung bekannt. Andererseits bieten Medien viele Vorteile für Kinder, Jugendliche, so bei Hausaufgabenhilfe, dem Austausch mit Freunden und Freundinnen oder in der Förderung von Wohlbefinden.Darüber wurde bereits einiges geforscht, aber zumeist handelt es sich um Momentaufnahmen. Doch gerade bei Kindern und Jugendlichen verändert sich der Medienkonsum häufig, nicht zuletzt wegen ständiger technischer Fortschritte. Deshalb ist es wichtig, nicht nur einmal zu fragen, sondern mehrmals. Dies beabsichtigt die MEKIDA-Studie, die mitten in der Pandemie ansetzt.
Fragestellung, Methode und Datenschutz
- MEKIDA hat zwei Hauptfragen (HF) und zwei Nebenfragen (NF):HF1) Was führt zu einem bestimmten Medienkonsum und welche Folgen hat dieser Medienkonsum langfristig?
- HF2) Welche positiven und negativen Auswirkungen hat der Medienkonsum in Bezug auf Kinder und Jugendliche?
- NF1) Was ist der Unterschied zwischen Online/Offline, gibt es Alternativen zu Online?
- NF2) Wie unterscheiden sich Täter und Opfer bei aggressivem Onlineverhalten?
Studie mit vier Befragungen im Abstand von ca. 6 Monaten (2021-2023), Zufallsauswahl von Schulen, Deutschschweiz: ca. 1000 Kinder in Regel- und Sonderschulen, 10-14 Jahre, Onlinebefragung über die Nutzung von Handy und Computer, Lieblingsmedien, über Medienkompetenz und Sicherheitseffekte der Nutzung, sowie über Faktoren wie Wohlbefinden, Selbstachtung, Offenheit, Schlafverhalten, Einsamkeit.MEKIDA wurde der Ethikkommission vorgelegt und wurde als unbedenklich eingestuft.Die Befragung ist völlig anonym, die Lehrpersonen erhalten keinen Einblick in die Antworten der Kinder. Wir erheben, verarbeiten und nutzen Personendaten ausschliesslich unter Beachtung des geltenden schweizerischen Datenschutzgesetzes (DSG). Um den Datenschutz zu gewährleisten, werden in den Erhebungsbögen weder Namen noch Adressen von Personen festgehalten, sondern nur eine hochkomplexe Codenummer, die einzig der richtigen Zuordnung der Fragebögen über die Zeit dient. Ein striktes Datenschutzkonzept besteht (siehe Download).
Nutzen für die Praxis, die Lehre und die Forschung
Es gibt immer noch relativ wenige Studien zu den Folgen des Mediengebrauchs von Kindern und Jugendlichen, zum einen international, zum anderen in der Schweiz. Längsschnittstudien sind aufwendig und deswegen selten. Diese Forschungslücke schliesst MEKIDA, die versucht, durch den Einbezug von Regelschulen und Sonderschulen Kinder und Jugendliche über die Zeit hinweg zu verfolgen. Ebenfalls betont sie stärker den in der Pädagogik bislang unzureichend berücksichtigten Präventionsgedanken. Darauf ausgerichtete Kampagnen und Interventionen können die Entstehung von Behinderungen und psychische Störungen verhindern, der Einsatz ermittelter positiver Faktoren kann deren Auswirkungen verringern oder diesen vorbeugen. Für Interventionen sind klare kausale Aussagen notwendig, die ihrerseits nur durch Längsschnittstudien möglich sind. Diese sind mit Kindern mit Behinderung/Beeinträchtigungen praktisch nichtexistent, fehlen aber genauso in vielen Bereichen bei Kindern in Regelschulen. Durch die Dauer der Studie über 2 Jahre können die Prozesse über eine längere Zeit verfolgt werden, in dem sich bestimmte Muster von Medienverhalten herausbilden und deren Effekte studiert werden können, die durchaus in beide Richtungen gehen können. Durch die Berücksichtigung von Variablen aus dem psychosozialen Kontext wird es erstmals möglich sein, auf die Folgen von Medienverhalten in der psychosozialen Gesundheit einzugehen. Gleichfalls bekommt man wichtige Angaben über die Ausstattung und Nutzung digitaler Medien in Krisenzeiten, die dann zu kompensierenden Massnahmen führen sollten. Der längsschnittliche Charakter trägt dazu bei, dass solche Einflüsse aufgefangen werden können, die Ausrichtung auf Online macht es möglich, schnell auf neue Entwicklungen im digitalen zu reagieren.Zum ersten Mal werden unverzichtbare Erkenntnisse erworben, um dem Leben von Kindern einen sinnvollen und helfenden Umgang mit Medien zu ermöglichen. Und bei den Kindern aus Regelschulen werden wichtige Kenntnisse gewonnen, die sie davor bewahren, heilpädagogischen oder psychotherapeutischen Bedarf nötig zu haben. Dadurch können Lehre und Schule profitieren, die sich auf das Wichtige fokussieren können und erstmals Daten bekommen, welches Medienverhalten negative Folgen zeitigt und einer Veränderung bedarf und welches positive Folgen hat und deshalb zu verstärken ist. Die Ergebnisse sollen in das Modul Medien und Informatik einfliessen und Thema einer Konferenz sein, kann über die Schulblätter verbreitet werden, wird in weitere Artikel einfliessen, ist in Manuals zu fassen und könnte in einem Buch enden. Ferner sind gezielte Weiterbildungen möglich, die sowohl auf die positiven Wirkungen von Medien fokussieren als auch Möglichkeiten gegen die Gefahren aus dem Internet vorzugehen, bereitstellen.