Eingabe löschen

Kopfbereich

Schnellnavigation

Hauptnavigation

Editorials Jahresbericht 2021

Gemeinsam für die Gesellschaft

Dr. Silvia Steiner, Regierungsrätin und Präsidentin des Fachhochschulrats

Ein oft beschworenes politisches Credo hat in letzter Zeit viel an Aktualität gewonnen: Gemeinsamen Problemen können wir nur gemeinsam begegnen. Die Corona-Pandemie lässt uns dies seit gut zwei Jahren am eigenen Leib spüren. Während zu hoffen bleibt, dass die Menschheit dereinst mit dem Virus zu leben lernt, wird uns eine andere grosse Herausforderung nachhaltiger begleiten: der Klimawandel.

Und wie im Falle des Virus sind wir hier alle gefragt. Denn auch der Klimawandel hält sich nicht an Landesgrenzen – und schon gar nicht an die Grenzen universitärer Disziplinen. Bei der Bekämpfung der globalen Erwärmung sind heute nicht nur Umwelttechnikerinnen gefragt, sondern auch Pädagogen, Ökonominnen, Gestalter und Kommunikationsfachleute. Es braucht viele kreative Köpfe, um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Darum ist es so wichtig, dass sich die Hochschulen des Kantons Zürich zusammentun. Sie vereinen eine grosse Vielfalt an Disziplinen, die weit über das Technische hinausgehen.

Doch auch die besten Ideen nützen nichts, wenn niemand davon erfährt. Darum ist es essenziell, dass das Wissen der Hochschu­len nicht in den Schubladen von Forschenden verschwindet. Die Wissenschaft muss in einen Dialog treten mit Gesellschaft und Politik. Die Hochschulen tragen eine Verantwortung, die Gesellschaft über die Bedeutung der Nachhaltigkeit aufzuklären und sie zu nachhaltigem Handeln zu befähigen.

Das 2021 eröffnete Zurich Knowledge Center for Sustainable Development (ZKSD) schafft beides: Raum für Vernetzung und Sichtbarkeit der Forschungsleistungen. Der Wissenschafts- und Forschungsplatz Zürich bildet dabei ein ideales Biotop für eine solche Zusammenarbeit.

Wie fruchtbar die Zusammenarbeit der Zürcher Hochschulen sein kann, zeigt die im Frühling 2020 gestartete Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (DIZH). Auch die digitale Transformation beschränkt sich nicht nur auf das Technische, sondern hat ebenso soziale, wirtschaftliche, rechtliche und kulturelle Auswir­kungen. Zürich mit seinem grossen Dienstleistungssektor ist von diesen Umwälzungen besonders betroffen. Der technologische Wandel bietet eine Unzahl von Chancen und Risiken. Wir müssen dafür sorgen, dass wir die Menschen befähigen, sich die nötigen Kompetenzen aufzubauen.

ZKSD und DIZH zeigen, dass wir gemeinsam mehr erreichen können für die aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Beide Initiativen haben einen grossen Bezug zur Praxis und eine hohe Relevanz für die Öffentlichkeit.

Neben diesen erfolgreichen Kooperationsprojekten freut es mich auch, dass mit dem Jahr 2021 alle Zürcher Fachhochschulen über eine erfolgreiche institutionelle Akkreditierung verfügen – wie es das Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz (HFKG) vorsieht. Sie sind damit für die Zukunft bestens aufgestellt.

Die Zürcher Fachhochschulen haben im Pandemiejahr 2021 einmal mehr viel Flexibilität und grosses Engagement gezeigt. Das wäre nicht möglich ohne den grossen Einsatz aller Mitarbeiterin­nen und Mitarbeiter! Danke, dass Sie mithelfen, Forschung und Bildung auch in herausfordernden Zeiten wie diesen Tag für Tag möglich zu machen.

Mit neuen Studiengängen rasch auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts reagieren

Prof. Dr. Dr. h.c. Andrea Schenker-Wicki, Mitglied des Fachhochschulrats, Referentin ZHAW

Dr. Matthias Kaiserswerth, Mitglied des Fachhochschulrats, Referent ZHAW

Dr. Thomas Ulrich, Mitglied des Fachhochschulrats, Referent ZHAW

Der gesellschaftliche, technologische und wirtschaftliche Wandel verändert die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts laufend und fordert die Bildungsanbieter heraus. Die ZHAW reagiert darauf und hat 2021 dem Fachhochschulrat attraktive neue Studiengänge zur Genehmigung vorgelegt. Die neuen Studiengänge adressieren den Bedarf an neuen Fachpersonen aufgrund der digitalen Transformation, der Verpflichtung zu mehr Nachhaltigkeit und Unternehmertum sowie der wachsenden Bedeutung von Rechtsfragen im Alltag von Wirtschaft und Verwaltung.

Die digitale Transformation, welche zunehmend alle Lebens-und Berufsbereiche verändert, erfordert neue Studienangebote. Zum Beispiel den Bachelorstudiengang in «Applied Digital Life Scien­ces»: Als erste Hochschule der Schweiz lanciert die ZHAW diesen Studiengang, der sich an den Schnittstellen der Digitalisierung in den Life Sciences und der Data Science mit einem hohen Praxisbezug positioniert. Auch der interdisziplinäre Bachelorstudi­engang «Biomedizinische Labordiagnostik» ist ein schweizweites Novum. Er thematisiert die patientenbezogene medizinische Analytik in Versorgung und Forschung, und zwar an den Nahtstel­len von Gesundheit, Labordiagnostik und Digitalisierung.

Die Lancierung des Masterstudiengangs «Preneurship for Regenerative Food Systems» ist vor dem Hintergrund umfassen­der globaler Herausforderungen wie Klimaveränderung, Biodiver­sitätsverlust oder Hunger zu sehen. Es braucht heute Fachleute, welche die Transformation des gesamten Lebensmittel-und Ernährungssystems hin zu neuartigen Geschäftsmodellen anstossen und umsetzen können. Bemerkenswert ist auch die Einführung des Bachelorstudiengangs «Angewandtes Recht». Damit können Interessierte erstmals eine juristische und unmittel­bar berufsqualifizierende Grundausbildung an einer kantonalen Fachhochschule absolvieren. Die ZHAW reagiert damit auf einen steigenden Fachkräftebedarf in den Rechtsberufen, basierend auf den zunehmenden regulatorischen Anforderungen.

Diese bedürfnisnahe, agile Entwicklung von Studiengängen ist nur möglich, weil die ZHAW einen intensiven Austausch mit ihren externen Partnerinnen und Partnern pflegt, sei dies im Rahmen von Innovationsprojekten, Weiterbildungen, Praktikumsangeboten oder im Austausch mit Berufsverbänden. So fliesst der Input der Praxis direkt in die Konzeption der neuen Studiengänge ein.

Die Bestätigung, dass sie in Lehre und Forschung auf dem richtigen Weg ist, erhielt die ZHAW 2021 mit der Anerkennung als Fachhochschule durch den Bundesrat. Nachdem der Schweizeri­sche Akkreditierungsrat im Dezember 2020 der institutionellen Akkreditierung der ZHAW zugestimmt und die Schweizerische Hochschulkonferenz SHK das Gesuch ebenfalls unterstützt hatte, lag das Gesuch um Beitragsberechtigung beim Bundesrat. Am 25. August 2021 hat er entschieden, die ZHAW offiziell als Fachhochschule gemäss dem Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz beitragsrechtlich anzuerkennen, mit Wirkung ab 1. Januar 2022. Da die einzelnen Hochschulen nun eigenständig akkreditiert werden, lancierte der Regierungsrat den Anpassungsprozess des Fachhochschulgesetzes zur Auflösung der Zürcher Fachhochschule ZFH als Dachorganisation.

Ein neues Verständnis des Bildungsbegriffs

Prof. Dr. Jean-Marc Piveteau, Rektor

Auch das Jahr 2021 war geprägt von der Corona-Pandemie und hat uns allen viel abverlangt. Die mit dem Pandemie-Verlauf wechselnden Vorgaben von Bund und Kanton haben den Hochschulbetrieb stark herausgefordert. Ich war und bin beeindruckt vom Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ZHAW in dieser aussergewöhnlichen Zeit. Sie haben mit ihrem Verantwortungsbewusstsein, ihrer Flexibilität und Kreativität ermöglicht, immer wieder adäquate Lösungen umzusetzen. Meine Dankbarkeit gilt aber auch den Studierenden, die uns unterstützt haben, sowie unseren Partnern für ihr anhaltendes Vertrauen in einer schwierigen Zeit.

Wenn es eine Lehre gibt, die wir aus dieser Pandemie ziehen können, dann ist es die, dass der Innovationsgeist in einer solchen Krisensituation eine der besten Verteidigungsmassnah­men ist. Innovation ist ein grundlegender Faktor für die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft. Die Stärkung der Synergien zwischen Bildung, Forschung und Innovation steht im Mittelpunkt unseres Auftrags als Fachhochschule. Ein Beitrag, den wir leisten können, ist die Förderung und Anregung unternehmerischen Denkens und Handelns bei den Studierenden. So hat die Hochschulleitung Ende 2020 beschlossen, eine strategische Initiative im Bereich Entrepreneurship zu starten – als ersten Schritt in der Entwicklung der ZHAW in Richtung einer «Entrepreneurial University». Mit der Besetzung einer Co-Leitung mit zwei ausgewiesenen Expertinnen ist im Herbst 2021 der Startschuss für diese strategischen Initiative erfolgt.

Die Synergien zwischen Bildung, Forschung und Innovation stärken wir aber auch mit der Lancierung neuer Bachelor-und Masterstudiengänge sowie Weiterbildungsangebote, mit denen die ZHAW auf die sich verändernden Bedürfnisse im Arbeitsmarkt reagiert.

Dabei geht es nicht nur um neue Angebote. Das Verständnis des Bildungsauftrags der Hochschulen und die Art und Weise, wie wir ihn erfüllen sollen, befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Dies gilt unabhängig von der aktuellen Pandemie und ist auf zwei Faktoren zurückzuführen. Einerseits gibt es ein neues Verständnis des Bildungsbegriffs. Die Bildungsphase beschränkt sich nicht mehr auf die Zeit des Studiums. Lebenslanges Lernen ist das Schlüsselwort. Neue Bedürfnisse, aber auch eine neue Haltung sind entstanden. Auf der anderen Seite steht der digitale Wandel mit seinen Chancen, aber auch seinen Zwängen. Die digitale Transformation hat sich als Folge der Pandemie erheblich beschleunigt. Wir haben begonnen, die während der Pandemie gemachten Erfahrungen mit Online-Formaten auszuwerten. Das Ziel dieses Prozesses ist, Online-Lehre und -Lernen so zu integrieren, dass sie einen Mehrwert gegenüber der reinen Präsenzlehre erzeugen, Inhalt und Form der Ausbildung bereichern. Das ändert aber nichts am Grundsatz, dass die ZHAW eine Präsenzhochschule bleibt. Das Leben auf dem Campus beschränkt sich nicht auf den Unterrichtsraum, und die Qualität der Bildung erfordert den persönlichen Kontakt zwischen Studierenden und Dozierenden. Wir werden die bestehende Infrastruktur, aber auch die in den Strategien «Lifelong Learning» und «Bildung und digitale Transformation» festgelegten Stossrichtungen und Massnahmen prüfen, damit wir das Potenzial der neuen Bildungsformate voll ausschöpfen können.