Eingabe löschen

Kopfbereich

Schnellnavigation

Hauptnavigation

Zwei neue Professor:innen stellen ihre Forschungsschwerpunkte vor

Familienzentriertes Frühinterventionsprogramm und interdisziplinäre Schmerzbehandlung: Am 12. Januar hielten Prof. Dr. Schirin Akhbari Ziegler und Prof. Dr. Thomas Benz ihre Antrittsvorlesungen am ZHAW Departement Gesundheit.

Prof. Dr. Schirin Akhbari Ziegler, die sich neben ihrer Dozierendentätigkeit als frei praktizierende Kinderphysiotherapeutin engagiert, fasste in ihrer Antrittsvorlesung ihre Erkenntnisse aus der Implementierung des familienzentrierten Frühinterventionsprogramms COPCA zusammen. COPCA, eine Abkürzung für «Coping with and Caring for Infants with Special Needs», stellt in der Physiotherapie einen Paradigmenwechsel dar: Bei diesem Programm werden die Eltern als aktive und gleichwertige Partner:innen einbezogen, die Physiotherapeut:innen agieren als Coaches und befähigen die Familie als Einheit, ein Kleinkind mit besonderen Bedürfnissen zu betreuen. Das Ziel: Die Eltern lernen, ihren Säugling im Rahmen des Alltags autonom und optimal in seiner motorischen Entwicklung zu fördern.

Kinder und Eltern finden ihre eigenen Strategien

Wie so eine COPCA-Intervention aussieht, die in der Regel bei den Familien zu Hause durchgeführt wird, brachte Schirin Akhbari Ziegler dem Publikum in einem eindrücklichen Video näher: Die Mutter lernt darin, wie sie ihren Säugling motivieren kann, sich aus eigener Kraft von der Rücken- in die Bauchlage zu drehen. Die Physiotherapeutin hält sich im Hintergrund, beobachtet und ermuntert die Mutter, ihr Kind zum Beispiel mit einem Spielzeug herauszufordern. Will es danach greifen, legt es die Mutter ein Stück weiter weg, so dass sich der Säugling immer mehr strecken und bewegen muss. «Es ist wichtig, dass das Kind die Drehbewegung für sich selbst entdeckt und eigene Strategien findet», so Akhbari Ziegler. Und als sich der Säugling nach kurzer Spielzeug-Challenge tatsächlich von selbst auf den Bauch dreht, gibts vom Publikum spontanen Szenenapplaus.

Für die Professorin sind die Grundhaltung der Therapeut:innen und deren Coaching Skills wichtige Voraussetzungen für das Gelingen. «Sowohl den Eltern wie auch dem Kind müssen Kompetenzen zugemutet werden, und alle Beteiligten sollten sich die Zeit nehmen, die dieser Prozess benötigt.» Das COPCA-Programm erfordert nicht nur eine Rollen- und Verhaltensveränderung, sondern auch eine entsprechende Ausbildung. Die ZHAW bietet diese unter der Leitung von Schirin Akhbari Ziegler seit 2019 an. 

Interdisziplinäre Behandlung von chronischen Schmerzen

In der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Thomas Benz, der auch wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsabteilung in der Rehaklinik Bad Zurzach ist, drehte sich alles um die Erkenntnisse und Herausforderungen der interdisziplinären Schmerzbehandlung. Dabei stellen vor allem chronische Schmerzen weltweit ein grosses Problem dar. In der Schweiz leiden 16 Prozent der Bevölkerung unter chronischen Schmerzen, die oft erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Wer ständig Schmerzen hat, leidet zum Beispiel auch unter Schlafstörungen und Ängsten, die betroffene Person kann nicht im gleichen Mass am sozialen Leben teilnehmen wie früher und je nachdem auch nicht mehr arbeiten. 

Forschung steht vor Herausforderungen

«Chronische Schmerzen haben für die Betroffenen neben körperlichen und psychischen auch soziale und wirtschaftliche Folgen», fasste Thomas Benz zusammen. Deshalb benötigten diese Personen «eine multidisziplinäre Behandlung mit mehr als nur biomedizinischen oder körperlichen Aspekten». Benz präsentierte Studien, die zeigen, dass die umfassende Schmerzbehandlung in einem interdisziplinären Behandlungsprogramm wirksamer ist als die medizinische Standardbehandlung. Doch noch stehen interdisziplinäre Teams und Forschung vor einigen Herausforderungen: So bestehe zum Beispiel bisher kein Konsens über die therapeutischen Massnahmen, ausserdem gebe es erst wenige Studien, erläuterte der Professor – und doppelte augenzwinkernd nach: «Sie sehen, es gibt noch einiges zu tun, so dass es mir bis zur Pensionierung kaum langweilig wird.»