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Pfadfinder im Dschungel der EU-Förderprogramme

Seit Jahresbeginn führt die ZHAW ein regionales Euresearch-Büro. Es berät Forschende der Zürcher Fachhochschule und Firmen in der Region Zürich rund um Fragen zur EU-Forschungsförderung.

Bei Innovationen ist die Schweiz top. In Ländervergleichen steht sie meist an der Spitze. Dies gilt auch für die Finanzierung: Sie zählt zu jenen Ländern, die am meisten für Forschung und Entwicklung ausgeben. Zwei Drittel der Gelder entfallen jedoch auf die Privatwirtschaft. Die öffentliche Forschungsförderung setzt in erster Linie auf die Eigeninitiative der Forschenden, auf das Wettbewerbsprinzip und auf internationale Zusammenarbeit.

EU-Fördermittel im Visier

In diesem Wettbewerb will sich auch die ZHAW gut positionieren und baut ihren Forschungs- und Entwicklungsbereich zunehmend aus. Doch die öffentlichen Fördermittel in der Schweiz sind begrenzt und die Konkurrenz um Drittmittel gross. Ins Visier nimmt die ZHAW deshalb neue Förderquellen im europäischen Kontext entsprechend ihrer Hochschulstrategie 2015–2025. Vor allem das achte EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020, das rund 80 Milliarden Euro für sieben Jahre bereitstellt, ist für Fachhochschulen interessant. Stärker als die Vorgängerprogramme finanziert es anwendungsorientierte Forschung. Die Anforderungen sind hoch. Die Erfolgsquote bei den Gesuchen liegt allgemein bei rund 12 Prozent. Unterstützung für die Zürcher Fachhochschule und die Privatwirtschaft in der Region Zürich bietet seit Jahresbeginn das Euresearch Office Zurich UAS (University of Applied Sciences), das an der ZHAW dem Ressort Forschung und Entwicklung angegliedert ist. Euresearch ist ein Netzwerk, das im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) Forschende in der Schweiz dabei unterstützen soll, erfolgreich EU-Fördermittel zu akquirieren. Dazu betreibt es an verschiedenen Hochschulen Regionalbüros, so auch an der ZHAW. Das Euresearch Office Zurich UAS ist nicht nur zuständig für die Forschenden der ZHAW, der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH), sondern auch für Akteure der Privatwirtschaft der Region Zürich. Das Büro an der ZHAW löst die bisherigen Euresearch Contact Points ZFH und KMU ab, die von 2014 an erste Anlaufstelle waren. «Eine zentrale Aufgabe des Euresearch Office wird sein, Synergien zwischen Angehörigen der Fachhochschule und der Privatwirtschaft zu fördern und die Akteure der Euresearch Region Zürich, welche auch die Kantone Aargau, Schaffhausen und Glarus umfasst, auf EU-Ebene als attraktive Forschungspartner zu positionieren», sagt Suzana Atanasoski. Die Leiterin des Euresearch Office an der ZHAW arbeitet seit 2014 für das Euresearch-Netzwerk.

Zahl der Gesuche gestiegen

Seit der Einführung der Euresearch Contact Points an der ZFH ist die Zahl der Gesuche und eingeworbenen EU-Drittmittel der ZHAW gestiegen: In den ersten drei Jahren erzielte sie ein Volumen vergleichbar mit kleineren universitären Hochschulen in der Schweiz. Sie gehört zu den stärksten Fachhochschulen im Bereich der EU-Forschung im nationalen und internationalen Vergleich. Lag die Anzahl Gesuchseingaben beim Vorgängerprogramm FP7 noch bei 16 pro Jahr, sind es mittlerweile durchschnittlich fast 40. Diese Entwicklung soll durch den Aufbau des neuen Euresearch-Regionalbüros gestärkt und die Erfolgsquote gesteigert werden.

Dabei ist es alles andere als selbstverständlich, dass Schweizer Hochschulen von den Förderprogrammen profitieren können. Dies zeigte sich nach der Abstimmung zur Masseneinwanderungsinitiative. Zwischen 2014 und 2016 waren Hochschulen und Privatwirtschaft in der Schweiz bei den meisten Horizon 2020-Programmen im Nachteil. Erst seit 2017, nachdem der Bundesrat das Personenfreizügigkeitsabkommen mit Kroatien ratifiziert hat, können sich Schweizer Forschende wieder vollumfänglich beteiligen. Doch auch ohne diese Komplikationen sind EU-Projekte alles andere als trivial. Projekte in internationalen Konsortien, die mehrere Partner aus mindestens drei verschiedenen Ländern umfassen, erfordern bereits im Vorfeld eine gute Vernetzung der Forschenden. Ist darunter auch ein Industriepartner, vergrössert das die Chancen auf den Erfolg. «Förderlich für die internationale Visibilität und Vernetzung der Forschenden ist dabei auch, dass die ZHAW seit kurzem Vollmitglied der European University Association – kurz EUA – ist, der grössten Hochschulvertretung auf europäischer Ebene», sagt die Leiterin des Euresearch Office. Das Team des Büros an der ZHAW berät zum einen Entscheidungsträger an der ZHAW bei strategischen Fragen zur EU-Forschung und vertritt die Interessen der Fachhochschule innerhalb verschiedener Förder- und Innovationsorganisationen. Zum andern setzt es sich auch stark für die Vernetzung der ZHAW mit der Privatwirtschaft ein. Letzteres ist das Hauptanliegen von Florian Berner, der die Aufgabe des Euresearch Company Advisor für die Region Zürich wahrnimmt.

Mehr Unterstützung für Unternehmen

Florian Berner ist einer von zehn Euresearch Company Advisors. Zu seinem Bereich gehört hauptsächlich die Region Zürich. Dort sind 60 Prozent der Unternehmen, die sich an europäischen Forschungsprogrammen beteiligen, angesiedelt. Seit 2014 können KMUs bei den meisten EU-Förderprogrammen mitmachen. Bei einem für sie wichtigen Teil waren sie aber nach der Masseneinwanderungsinitiative bis 2017 ausgeschlossen: bei dem «SME Instrument». Hier können ausschliesslich KMUs ihre innovativen Ideen einbringen – ohne thematische Vorgaben und, ohne dass sie sich grossen Konsortien anschliessen müssen. Seit der Assoziierung sind auch für die Firmen wieder alle Fördermöglichkeiten offen. Das Interesse ist gross: Die Zahl der Gesuche stieg von null auf 250 innerhalb eines Jahres, davon wurden 37 bereits bewilligt, eine Erfolgsquote deutlich über dem EU-Schnitt von rund 8 Prozent. Doch nicht alle schaffen es, die hohen Hürden der EU-Programme zu überwinden. Berner hat aber noch andere Trümpfe in der Hinterhand. «Unsere Stärke ist, dass wir interessierten KMUs die ganze Förderpalette aufzeigen können. Wer an Forschung interessiert ist, für den findet sich meist eine Lösung», so der Company Advisor. Denn er ist auch Projektleiter für Wissens- und Technologietransfer an Spin-offs an der ZHAW und Supporter für die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung Innosuisse (bisher KTI). Die Innosuisse fördert die wissensbasierte Innovation, zum Beispiel in gemeinsamen Forschungsprojekten zwischen Universitäten, Fachhochschulen und Unternehmen mit dem Ziel, dass Forschungsergebnisse rasch in neue Produkte einfliessen und auf den Markt gebracht werden können. Berner arbeitet zudem mit lokalen Wirtschaftsverbänden und Behörden zusammen, wie zum Beispiel mit den Technoparks Zürich und Winterthur.

Neues Rahmenprogramm

Horizon 2020 läuft in zwei Jahren aus. Auf Hochtouren wird deshalb an Nachfolgeprogrammen gearbeitet. Das Euresearch Office ist dabei im engen Kontakt mit relevanten Verbänden und Behörden, arbeitet an nationalen und internationalen Positionspapieren mit und beteiligt sich als ZHAW an den öffentlichen Konsultationen. Wichtig ist dabei auch UAS4EUROPE – die Plattform für Fachhochschulen in der EU und ihre Stimme in Brüssel. Dort arbeitet die ZHAW aktiv mit an den Positionen für das neunte Rahmenprogramm. «Die Fachhochschulen wünschen zum Beispiel, dass auch kleinere Konsortien und regionale Forschung möglich sein sollen und dass Sozial- und Geisteswissenschaften stärker einbezogen werden in die Förderprogramme als bisher», sagt Atanasoski. Bis zum Jahr 2021 wird es politische Entscheide geben müssen, ob die Schweiz sich am nächsten EU-Forschungsrahmenprogramm beteiligt. Suzana Atanasoski und Florian Berner hoffen darauf, dass die Schweiz wieder mitmacht und keine politischen Hindernisse im Wege stehen, denn: «Forschung ist international, man will die besten Forschenden an Bord holen und Innovationen in Zusammenarbeit mit Firmen vorantreiben.»

Autorin: Patricia Faller

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