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Medienkompetenz braucht Eltern und Lehrpersonen

Medienkurse helfen Jugendlichen, gezielt Informationen über Neue Medien zu erhalten und sensibilisieren sie in Bezug auf Gefahren. Dies zeigt der neue JAMESfocus-Bericht der ZHAW und Swisscom. Für die Entwicklung von Medienkompetenz ist das private Umfeld aber genauso wichtig. Die ZHAW-Forscherinnen und -Forscher empfehlen deshalb Medienkurse in der Schule oder Freizeit als Ergänzung zur elterlichen Medienerziehung.

Bei der Vermittlung von Medienkompetenz – der Fähigkeit, verantwortungsbewusst und kritisch mit Medien umzugehen – spielen neben Lehrpersonen auch Familie und Freunde eine zentrale Rolle. Dies zeigt der aktuelle JAMESfocus-Bericht der ZHAW. Basis des Berichtes ist die JAMES-Studie, welche alle zwei Jahre das Medienverhalten von Schweizer Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren untersucht. Die ZHAW-Medienpsychologen Daniel Süss und Gregor Waller untersuchten mit ihrem Team, wie nützlich Medienkurse für Schweizer Jugendliche sind, über welche Quellen sie sich informieren und ob Medienkurse helfen, verantwortungsvoll mit den Digitalen Medien umzugehen. Gemäss dem aktuellen Bericht haben 22 Prozent der Jugendlichen in der Deutschschweiz in der Schule einen Medienkurs besucht. In der Westschweiz und dem Tessin werden Kurse zu Medienkenntnissen mit je 33 Prozent deutlich öfters besucht. «Wir vermuten, dass die Unterschiede dadurch zustande kommen, dass die Umsetzung des neuen Lehrplans 21, der die Medienbildung im Unterricht verankert, in der Deutschschweiz zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht angelaufen ist», sagt Daniel Süss.

Dem stimmt auch Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom, zu: «Wenngleich in einigen Schulen viel zum Thema Medienkompetenz gemacht wird, fehlt ein flächendeckender Ansatz». In vielen schulischen ICT-Konzepten werde viel über Geräte, Server und Netzwerke geredet. Der Aspekt der Medienkompetenz fehle aber oft. In Albon empfiehlt Schulen deshalb, den Medieneinsatz ganzheitlicher zu thematisieren und auch das Elternhaus einzubeziehen.

Medienerziehung in der Familie spielt eine grosse Rolle

Insgesamt finden die Jugendlichen Medienkurse hilfreich. 50 Prozent von ihnen geben an, von den Kursen profitiert zu haben. Zwei Drittel der befragten Jugendlichen informieren sich auch in ihrem privaten Umfeld über Neue Medien. Wenn Gespräche mit Eltern oder Peers stattfanden, beurteilten sogar 69 Prozent der Jugendlichen die erhaltenen Informationen als hilfreich. Dabei stehen für sie vor allem Themen wie Gefahren der Neuen Medien, vorsichtiger Umgang und Schutz der persönlichen Daten sowie Anwenderkenntnisse im Vordergrund. Daniel Süss erklärt den Unterschied folgendermassen: «Das private Umfeld und besonders die soziale und mediale Kompetenz der Eltern können jungen Menschen dabei helfen, Informationen aus der digitalen Welt in ein breiteres Weltwissen einzuordnen. Eltern und Peers sind deshalb wichtige Ansprechpartner im Alltag».

Mehr Bewusstsein für digitale Sichtbarkeit

Das Thema Privacy-Aspekte hat in Medienkursen einen besonders positiven Effekt: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich Jugendliche, die an Medienkursen teilgenommen haben, öfter über die Risiken der Privatsphäre bewusst sind. Bis zu 60 Prozent von ihnen aktualisieren ihre Privacy-Einstellungen regelmässig. «Wer an einem Kurs teilgenommen hat, macht sich mehr Gedanken über die Sichtbarkeit seiner digitalen Informationen», sagt Daniel Süss. «Die Medienkurse sensibilisieren die Jugendlichen also für dieses wichtige Thema.»

Tipps für Schulen und Eltern

  • Eltern sind wichtige Vermittler von Medienkompetenz. Sie können ihre Kinder im Hinblick auf Medien durch ihre Erfahrungen in den Bereichen Genussfähigkeit, Kritikfähigkeit oder Sozialkompetenz unterstützen. Medienkurse können eine sinnvolle Ergänzung sein und Anwenderkenntnisse vertiefen. Die langfristige Begleitung und Medien-Erziehungsleistung der Eltern können Kurse allein jedoch nicht übernehmen oder ersetzen.
  • Medienkurse in der Schule sind sinnvoll. Wünschenswert ist aber auch die Einbindung von Medienthemen in anderen Schulfächern. Dies ist in Form von Anwendungskompetenzen im Lehrplan 21 für die Deutschschweiz vorgesehen.
  • Learning by doing. Wenn Jugendliche aktiv in Medienprojekte einbezogen werden, wie beispielsweise die filmische Umsetzung eines Unterrichtsthemas oder das Gestalten einer Online-Schülerzeitung, wird Medienkompetenz nachhaltiger und sinnvoller gestärkt als durch reine Informationsvermittlung. In Medienkursen sollten deshalb neben Informationen auch konkrete Handlungsempfehlungen integriert sein.

Eltern und andere Interessierte finden in der Broschüre «Medienkompetenz – Tipps zum sicheren Umgang mit digitalen Medien» Informationen zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen sowie hilfreiche Tipps zur Medienerziehung. Lehrpersonen und Schulleitungen finden praktische Hinweise zur Vermittlung von Medienkompetenz im Unterricht in der Broschüre «Medienkompetenz im Schulalltag». Download und/oder kostenlose Bestellung unter www.jugendundmedien.ch.

JAMES-Studie und JAMESfocus-Bericht

Seit 2010 werden in der JAMES-Studie von der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Auftrag von Swisscom alle zwei Jahre über 1000 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 in den drei grossen Sprachregionen der Schweiz zu ihrem Medienverhalten befragt. Die JAMESfocus-Reihe nutzt die Daten der JAMES-Studie und analysiert vertieft unterschiedliche Aspekte. In diesem Jahr sind in der JAMESfocus-Reihe die Berichte «Mediennutzung und Schlafqualität» sowie «Medienkurse und Medienkompetenz» erschienen.
Die Ergebnisse der nächsten JAMES-Studie werden Anfang November 2016 erwartet.

Kontakte:
ZHAW Departement Angewandte Psychologie, +41 58 934 84 08, tanja.vonrotz@zhaw.ch
Swisscom AG, Mediendienst, 3050 Bern, +41 58 221 98 04, media@swisscom.com