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Absol­venten­porträt: Der Optimierer im Hightech-Unternehmen

Daniel Schmid arbeitet seit fünf Jahren bei Sensirion. Der Absolvent der ZHAW optimiert die Verfahren für die Produktion von Mikrosensoren, die das Unternehmen auf den Weltmarkt liefert.


ZHAW-Impact Nr. 38 vom September 2017

Daniel Schmid wartet vor einer unscheinbaren Fabrikhalle im Zürcher Oberland. «Willkommen bei Sensirion», sagt er mit einem freundlichen Lächeln. In der Öffentlichkeit ist das Unternehmen nur wenigen ein Begriff. Doch hinter der unscheinbaren Fabrikfassade am Dorfrand von Stäfa verbirgt sich eines der führenden Hightech-Unternehmen der Welt. Das hier hergestellte Produkt: Halbleiter-Sensoren, so klein wie ein Reiskorn. 

Sensoren im Weltall

Die Geräte registrieren die Temperatur in Handys, regulieren die Feuchtigkeit in Autos, messen die Atmung von Patienten und fliegen an Bord der Internationalen Raumstation ISS durchs All. Um nur ein paar Beispiele der Anwendungsbereiche zu nennen. Sämtliche Sensoren produziert Sensirion in Stäfa und exportiert von hier in die ganze Welt. Hauptabsatzmärkte sind Asien, Nordamerika und Europa. Das Geschäft floriert: Umsatz, Gewinn und Mitarbeiterzahlen weisen seit der Gründung in eine Richtung: nach oben. Alleine in den vergangenen fünf Jahren hat das Unternehmen die Zahl seiner Mitarbeiter auf 600 verdoppelt. Einer davon ist Daniel Schmid. Er trägt über seinen Schultern einen weissen Kittel. In seiner Brusttasche steckt ein Notizblock. Diesen zückt der 26-Jährige immer dann, wenn ihm eine neue Optimierungsidee einfällt. Wie sich die Einstellungen der Waver-Säge DPD63400 verbessern lassen, zum Beispiel, oder wie die Mikrochips beim Sägen besser geschützt werden können. Seit fünf Jahren arbeitet Schmid, der an der ZHAW Material- und Verfahrenstechnik studiert hat, bei Sensirion. Seine Arbeitskollegen sind Informatiker, Chemiker, Physiker und Elektroingenieure.

«Je nach Besucher decken wir die Maschinen zu – Betriebsgeheimnis.»

Daniel Schmid

Als Process Engineer entwickelt Schmid die notwendigen Prozesse, um Sensoren in Millionen Stückzahlen industriell zu fertigen, und ist mit dafür verantwortlich, dass der Fortschritt beim Hightech-Unternehmen nicht zum Stillstand kommt. Hinter der Glastüre, vor der er in seinem weissen Kittel wartet, befindet sich eine Sicherheitsschleuse. Es ist eine von vielen im Gebäude. Besucherinnen und Besucher müssen ihre Visite mit einer Unterschrift bestätigen, dann wird geprüft, ob sie elektrisch geerdet sind. Jeder Schuh muss in einen weissen Überzug, ein daran befestigtes Metallband sorgt dafür, dass die Gäste keine elektromagnetische Ladung mit sich tragen. Die Produkte, welche das Unternehmen hier entwickelt, sind so sensibel, dass sie alleine durch die Berührung eines statisch geladenen Fingers Schaden nehmen könnten.

Orange erleuchtete Reinräume

Entlang eines Korridors geht Schmid in Richtung seines Arbeitsplatzes. Eine Treppe führt in den ersten Stock, in das Herz des Betriebs. Glasscheiben ermöglichen einen Blick in orange erleuchtete Reinräume. Mitarbeiter in weissen Ganzkörperanzügen und Atemmasken hantieren im diffusen Licht. «Hier werden die Mikrochips produziert, das Kernstück der Sensoren. In dieser Abteilung herrscht Geheimhaltestufe 1.» Jenes Abteil, wo Schmid arbeitet, befindet sich ein paar Schritte weiter. Geheimhaltestufe 4. «Je nach Besucher decken wir die Maschinen zu. Was hier geschieht, ist Betriebsgeheimnis.» Im hell erleuchteten weissen Raum stehen Dutzende von Hightech-Geräten. Mehrere Millionen Sensoren entstehen hier pro Jahr. Jeder von ihnen geht durch die Hände von Daniel Schmid.

Präzisionssägen

Von der vorgelagerten Produktion erhält er tellergrosse Platten, bestückt mit Tausenden von Mikrochips. Jeder einzelne nur wenige Millimeter gross. Unter der Aufsicht von Schmid werden sie auf eine Folie laminiert und auseinandergeschnitten. Es ist höchste Präzisionsarbeit, die verwendeten Diamantsägeblätter müssen auf einen hundertstel Millimeter genau schneiden. Es ist Schmids Aufgabe, die Maschinen je nach Chip unterschiedlich zu programmieren und für jedes neue Produkt die optimale Einstellung zu ermitteln. Will Schmid seinen Arbeitsplatz betreten, muss er eine weitere Schleuse passieren. Damit kein Staub in den Reinraum gerät, packt er die Schuhe in zwei zusätzliche Überzüge, zieht ein Haarnetz über den Kopf, einen Kunststoffschurz über die Schultern und eine Schutzmaske über das Gesicht. Durch eine weitere Tür, und dann steht Schmid in seiner Welt, vollbepackt mit komplexen Schneidemaschinen, Laminiergeräten, Mikroskopen. Im Raum klingt es nach einem kleinen Bienenschwarm, erfüllt vom Surren der Maschinen. Schmid kennt jedes Gerät, jedes Material, jede Bezeichnung. Wissen, von dem er sich vieles erst hier aneignen konnte. «Wir haben an der ZHAW einiges über Halbleiter gelernt, jene Technik, die wir hier anwenden. Aber die Arbeit ist sehr spezifisch. Vieles habe ich erst ‹on the job› gelernt.»

Trockenätzen und Laser

Sein zurzeit grösstes Projekt ist die Weiterentwicklung des Schneideprozesses. Weil die Sensoren immer komplexer und diffiziler werden, braucht es eine Alternative zu den Diamantsägeblättern. Als Projektleiter trägt Schmid die Verantwortung für die Weiterentwicklung. Er prüft Wasserstrahlverfahren, Trockenätzen und Laser. «Ein Grund, weshalb ich nach fünf Jahren immer noch gerne hier arbeite, ist, dass ich sehr viele Ideen einbringen kann und mir mein Chef viel Verantwortung übergibt.» Sensirion ist bekannt für flache Hierarchien und dass Mitarbeitende sehr stark involviert werden. Erst vor wenigen Monaten wurde der Betrieb vom Unternehmensberater «Great Place to Work» zum zweitbesten Arbeitgeber der Schweiz gekürt.

Ursprünglich hatte Schmid eine Lehre als Polymechaniker absolviert und während einiger Jahre in der Endmontage von Flugzeugtriebwerken am Flughafen Zürich gearbeitet. Weil er der monotonen Routine entfliehen wollte, meldete er sich an der ZHAW für ein Studium in Material- und Verfahrenstechnik an. Während der Vorlesungen fiel immer wieder der Name Sensirion als Beispiel für ein innovatives Unternehmen. Schmid merkte: Da will ich hin. Am Absolvententag der ZHAW suchte er gezielt den Stand des Unternehmens auf und informierte sich genauer über den Wunschbetrieb. Noch vor seinem letzten Studientag schickte er seine Bewerbung an Sensirion ab und wurde wenig später zum ersten Vorstellungsgespräch eingeladen. «Das war ziemlich anspruchsvoll. Während vier Stunden prüfte mein heutiger Vorgesetzter mein Wissen und meine Kompetenzen.» Zwei Wochen später wurde er zu einem dreistündigen Gespräch eingeladen, am Ende erhielt er den Job.
Wie es für ihn jetzt weitergeht, darüber denkt er zurzeit intensiv nach.  Zusammen mit seinem Vorgesetzten diskutiert er verschiedene Möglichkeiten, etwa einer internen Karriere bei Sensirion – als Fachtechniker oder im Bereich der Forschung. Eines ist klar: So schnell möchte Schmid von hier nicht wieder weg.

Autor: Simon Jäggi

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