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Über Social Media in den Heiligen Krieg?

«Mit dem Nachwuchs in den Jihad», «Erkan aus Winterthur wird Islamist», «Aus Winterthur in den Heiligen Krieg». Dies nur einige Schlagzeilen der letzten Zeit zum Thema Jihadismus. Was steckt hinter dem Phänomen?

Wieso werden junge Männer zu jihadistischen Kriegsreisenden? Wie kommt es zu dieser Form der Radikalisierung, die für Angehörige, aber auch die Öffentlichkeit schwer nachvollziehbar ist? Eine Studie der ZHAW Soziale Arbeit finanziert von drei Bundesämtern (Staatssekretariat für Migration, Direktion für Völkerrecht und Fachstelle für Rassismusbekämpfung) hat das Phänomen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene analysiert. Ziel war es, Hintergründe zu verstehen und Empfehlungen für Prävention und Intervention auszusprechen.

Zentrale Fragen
Die Erfahrungen und Ansichten verschiedener Akteure, die mit dem Phänomen in Berührung kommen – aus dem sozialen und schulischen Bereich sowie muslimische Organisationen und ein Rückkehrer –, flossen in die Studie ein. Dies anhand von Interviews, einer Internetstudie sowie umfangreicher Recherchearbeit. In Kooperation mit dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) konnte zudem ein Raster mit Angaben wie Alter, Geschlecht und Nationalität erstellt und analysiert werden. Die Studie der ZHAW befasste sich im Kern mit zwei Fragen: Welche Hintergründe haben einen Einfluss auf jihadistische Radikalisierung? Welche zivilgesellschaftlichen Ressourcen bestehen für Prävention und Intervention?

Adoleszenz als entscheidende Phase
Zwar sind die meisten jihadistischen Kriegsreisenden aus der Schweiz zwischen 20 und 35 Jahre alt, doch die Prävention muss auf Jugendliche und junge Erwachsene fokussieren. In der Adoleszenz als biografische Übergangsphase beginnen Jugendliche, eigene Lebensentwürfe zu entwickeln und positionieren sich im beruflichen, sozialen und politischen Kontext. Gerade in Migrationsgesellschaften ist die Aushandlung sozialer Zugehörigkeiten ein wesentlicher Aspekt dieser Positionierung: Abwertung, Ausgrenzung, Zugehörigkeit und Identifikation sind Themen, die beschäftigen.

Der Einfluss von Social Media
Die Studie zeigt, dass der Hinwendungsprozess in der Schweiz weder über die Moschee noch über das Gefängnis stattfindet. Hingegen kommt dem Internet, namentlich Social Media, eine wichtige Rolle zu bei der Rekrutierung und beim Radikalisierungsprozess. Ein klassisches Profil eines jihadistisch Reisenden gibt es nicht: So sind sie in allen gesellschaftlichen Schichten vertreten, jeder Fünfte davon ist nicht im islamischen Glauben aufgewachsen, sondern später konvertiert. Aufgrund der Heterogenität von Herkunft und Motiven können keine festen Zuschreibungen gemacht werden und die Prävention sollte folglich breit angelegt sein.

Auf Bestehendem aufbauen
Für den Umgang mit Jugendgewalt an sich sind die Akteure im schulischen und im sozialen Bereich zwar gewappnet und auch untereinander vernetzt, für diese spezifische Form fehlt es jedoch an Hintergrundwissen sowie an Präventions- und Interventionsstrategien. Die Studie würde Kompetenzzentren in der Deutsch- und in der Westschweiz begrüssen, die das Bündeln und Verbreiten von Wissen unterstützen und gezielt schulen. Zudem gibt die Studie Empfehlungen ab für die verschiedenen Akteure, die mit dem Phänomen in Kontakt kommen. Diese Empfehlungen beziehen Erfahrungen aus europäischen Ländern, wo das Phänomen stärker ausgeprägt ist als in der Schweiz und umfassendere Erfahrungen vorliegen.

Forschungsbericht
Nähere Informationen zum Projekt und der Forschungsbericht (deutsch/französisch/englisch) finden sich hier: 
Hintergründe jihadistischer Radikalisierung in der Schweiz

Berichte in den Medien:
NZZ
Tages-Anzeiger
Landbote
Zürichsee-Zeitung
Berner Oberländer
20 Minuten
Le Temps
La Liberté
Corriere del Ticino
RSI
Swissinfo