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Sie bereitet Jobsuchende auf die Berufswelt 4.0 vor

Maja Pagelli macht Menschen ohne Stelle fit für den digitalen Arbeitsmarkt. Dabei schlägt sie neue Wege ein – wie sie es oft selbst in ihrer Karriere getan hat.

von Sibylle Veigl

«Das ist doch gar kein Deutschkurs!», lautete anfangs die Rückmeldung der teilnehmenden Stellensuchenden. Die Abteilung für arbeitsmarktliche Massnahmen des Kantons St. Gallen hatte ein neues Angebot eingeführt: einen 14-wöchigen Deutschkurs verbunden mit Computertraining. «Das ist etwas ganz Neues», sagt Maja Pagelli, die Leiterin der Abteilung.

Die Sprache wird dabei im Kontext mit der Arbeit am Computer und den Themen Bewerbung und Arbeitsmarkt vermittelt, vieles davon auf Lernplattformen. «Reine Computerkurse oder reine Deutschkurse sind kontextlos, darum sind wir davon abgekommen», sagt Pagelli. Das Konzept sei bei der Präsentation vor den Regionalen Arbeitsvermittlungen (RAV) gut angekommen.

Stellensuchende müssen sich qualifizieren

Seit drei Jahren leitet sie die Abteilung, die arbeitsmarktliche Massnahmen für die Stellensuchenden der RAV im Kanton St. Gallen bereitstellt. Diese Massnahmen bestehen zum einen aus Kursen, die auf die Qualifizierung der Stellensuchenden abzielen, und zum anderen aus zeitlich begrenzten Beschäftigungsprogrammen, bei welchen allerdings auch ein qualifizierender Teil enthalten ist. Die Tendenz gehe Richtung Qualifizierung der Stellensuchenden, sagt Pagelli.

Die 50-Jährige ist strategisch, fachlich und personell für die Abteilung verantwortlich. Diese ist für Bildungs- und Beschäftigungsangebote zuständig sowie für Massnahmen, die den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt konkret unterstützen. Welche Kurse und Programme sind für welche Zielgruppe geeignet? Wie viele verschiedene Massnahmen sollen angeboten werden? Das sind – zusammen mit der Finanzierung – die grundsätzlichen Fragen, mit denen sich ihre Abteilung beschäftigt. Diese zählt mit den Mitarbeitenden der angegliederten RAV in den Regionen knapp 50 Personen.

Laufbahn mit Brüchen

Maja Pagellis Laufbahn war keine klassische. «Es gab viele Brüche», findet sie. Begonnen hat sie ihr Berufsleben als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin im Toggenburg. Nach einigen Jahren hatte sie sich gefragt: «Will ich das bis zur Pensionierung machen?» Nein, entschied sie. Sie holte die Matura nach und begann ein Studium der Politikwissenschaft an der Universität Zürich. Doch nach zwei Semestern kam sie zur Erkenntnis: Wenn ich damit fertig bin, fange ich beruflich wieder ganz unten an.

Dank ihren Fähigkeiten als Handarbeitslehrerin fand sie eine Stelle bei der Arbeitsintegration. Sie wurde Kursleiterin in einem Textilatelier und schulte Stellensuchende mit der Zeit auch zu Bewerbungsfragen. Dann gab sie beim Kanton St. Gallen Bildungs- und Coaching-Kurse, dies in einem Bereich, der ihr jetzt unterstellt ist. Nach einem Wechsel an die Berufsbildung in Zürich wurde ihr angeboten, den Bereich Bildungsangebote des Kantons St. Gallen zu leiten. Das machte sie etwa sieben Jahre lang. In dieser Zeit absolvierte sie auch den MAS Berufs- und Erwachsenenbildung, bis sie vor drei Jahren schliesslich die Leitung der ganzen Abteilung übernahm.

Bootcamp für die Stellensuche

Maja Pagelli schätzt den Gestaltungsspielraum, den sie mit ihrem Team hat, ebenso die Vielseitigkeit sowie die Chance, sich immer weiterentwickeln zu können. Gerade erst hat sie in einem Pilotprojekt ein so genanntes Bootcamp für Stellensuchende entwickelt, das diesen Frühling hätte lanciert werden sollen. Es basiert auf einer Idee von Studenten der Wirtschaftsinformatik der Uni St. Gallen: Sie sollten aufzeigen, wie neue Arbeitsformen der Arbeitswelt 4.0 in Angebote einfliessen könnten – unkonventionell und ohne Scheuklappen. Daraus entstand dieses Bootcamp, eine Schulungswoche rund um die Stellensuche, an deren Ende ein Speed Dating mit potenziellen Arbeitgebern steht.

Mit neuen Ansätzen experimentieren

Mehrere Unternehmen konnten dafür schon gewonnen werden. Die Arbeitswelt 4.0 und die digitale Transformation beschäftigt Pagelli in der Ausgestaltung der Angebote – und auch in der eigenen Abteilung. Wie verändert sich die Arbeitswelt? Wie gehen wir mit diesen Veränderungen um, und welchen Einfluss haben sie auf die Stellensuchenden? «Viele Begrifflichkeiten schwirren umher», sagt Pagelli. Diese zu verstehen, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die im Arbeitsalltag keinen Platz haben: Das waren wichtige Gründe, warum Pagelli sich zur Teilnahme am CAS «Culture Change – Mindset für neue Arbeitswelten» der ZHAW entschieden hat.

Gereizt habe sie zudem die Vielfalt an Themen und dass der CAS zum ersten Mal stattfand: «Ich wollte etwas Neues miterleben, denn so geht es uns ja auch, wenn wir neue Angebote kreieren.» Wie würde ich es machen, wenn ich alle Optionen offen hätte? Dieser Ansatz faszinierte Pagelli, so einfach er zunächst auch klinge, sagt sie. Bei der Lösungssuche gehe darum, sich in die Rolle und die Funktion des Gegenübers zu versetzen, die Welt mit seinen Augen zu betrachten und dabei die eigene Rolle zu überprüfen und auch die Haltung und Einstellung zur digitalen Arbeitswelt zu hinterfragen. Für ihre Tätigkeit schliesst sie daraus: «Wir müssen uns noch mehr auf den Markt und den Kunden ausrichten.»

CAS Culture Change – Mindset für neue Arbeitswelten

Der CAS «Culture Change – Mindset für neue Arbeitswelten» richtet sich an Personen aus allen Branchen und in allen Funktionen, die den digitalen Wandel in der Arbeitswelt aktiv mitgestalten wollen.
Die neunmonatige Weiterbildung ist eine Kooperation des Departements Soziale Arbeit (Institut für Sozialmanagement), der ZHAW School of Management and Law (Zentrum für Unternehmensentwicklung) sowie der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK (Departement Design und Zentrum Weiterbildung). Der nächste Lehrgang startet am 17. Oktober 2020.

CAS Culture Change – Mindset für neue Arbeitswelten