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NGOs und ihre Finanzierung ─ Interview mit Erich Wigger, Leiter Finanzen und Dienste bei HELVETAS Swiss Intercooperation

Führungspersonen in der internationalen Zusammenarbeit arbeiten in einem herausfordernden Kontext und unter zunehmendem Wettbewerbsdruck. Ein Aspekt ihrer Aufgabe ist die Finanzierung ihrer Organisation. Erich Wigger, Leiter Finanzen und Dienste bei HELVETAS Swiss Intercooperation und Dozent im CAS Internationale Zusammenarbeit – Bausteine für Leadership-Kompetenz, gewährt Einblicke ins Thema.

Die internationale Zusammenarbeit charakterisiert sich in der Schweiz durch einen zunehmenden Wettbewerb. Wie macht sich dies für institutionelle Akteure bemerkbar?
Der Wettbewerb findet vor allem auf dem Spendenmarkt statt, aber auch bei Auftragsprojekten. Diese Situation besteht schon seit längerem. Die Organisationen haben sich darauf eingestellt: Sie bauten Akquisitionsabteilungen auf, professionalisierten das Fundraising und passten ihre Finanz- und Steuerungssysteme an. In der Organisationskultur hat sich ebenfalls einiges geändert. Es ist heute selbstverständlich, intern über die Margen bei Auftragsprojekten zu sprechen und mit den Auftraggebern über Tarife zu verhandeln. Trotz aller Konkurrenz arbeiten die Organisationen jedoch auch oft zusammen.

HELVETAS Swiss Intercooperation verfolgt einen Finanzierungsmix. Was genau ist darunter zu verstehen?
Das Programm von HELVETAS Swiss Intercooperation wird durch Spenden von vielen einzelnen und verschiedenen Institutionen finanziert. Zusätzlich erhalten wir einen Programmbeitrag der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). Uns ist zudem wichtig, dass unsere Auftragsprojekte von unterschiedlichen in- und ausländischen Geldgebern finanziert werden. Wir bauen auch im Ausland Fundraising-Kompetenzen und -Kapazitäten auf. Alles zusammen ergibt dann ein stabiles Fundament.

Ein wiederkehrender Vorwurf an NGOs lautet, zu wenig ihrer Spendengelder kämen den Begünstigten direkt zugute. Wie gehen Organisationen mit diesem Spannungsfeld zwischen einer gesunden Finanzbasis und der Verantwortung gegenüber den Spendenden um?
Wer spendet, will einen möglichst grossen Nutzen für die Begünstigten sehen. Das ist völlig verständlich. Den meisten ist aber klar: Ein professionelles Management kostet etwas. Entscheidend ist, dass Organisationen transparent ausweisen, wie viel Geld in die Administration fliesst. Bei HELVETAS Swiss Intercooperation sind wir in der glücklichen Lage, einen Teil dieser Kosten, die vergleichsweise tief sind, über die Margen aus den Auftragsprojekten finanzieren zu können.

Restrukturierungen gehören heute auch im Non-Profit-Bereich zum Managementalltag. Welche Erfahrungen hat HELVETAS Swiss Intercooperation beim Zusammenschluss mit Intercooperation gemacht?
Ein Zusammenschluss zweier Organisationen ist auf verschiedenen Ebenen eine grosse Herausforderung: Zunächst müssen möglichst alle Beteiligten von den Zielsetzungen der Fusion überzeugt sein. Es geht nichts ohne gegenseitiges Vertrauen, basierend auf dem Wissen, dass man am gleichen Strang zieht. Dann sind strukturelle, organisatorische und finanzielle Fragen zu lösen. Auch für diese Aufgabe ist die Beteiligung der Mitarbeitenden ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg. Ein Zusammenschluss ist sehr aufwändig, eröffnet jedoch auch viele Gestaltungsmöglichkeiten. Ich bin sehr froh, dass wir dieses Vorhaben gut gemeistert haben.

Sie sind Dozent im CAS Internationale Zusammenarbeit – Bausteine für Leadership-Kompetenz. Welche Kompetenzen und Kenntnisse erwerben die Teilnehmenden in Ihrer Unterrichtseinheit?
Die Teilnehmenden erfahren, wie eine moderne, weltweit engagierte NGOs finanziert ist und wie sie finanziell gesteuert wird. Sie lernen das Finanzmanagementsystem von HELVETAS Swiss Intercooperation im Überblick kennen, und wir werfen einen vertieften Blick ins Controlling. Zudem betrachten wir die Finanzstruktur eines Projekts in Bangladesch und gehen darauf ein, was im Finanzmanagement von der Akquisition bis zum Reporting wichtig ist.