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Caritas-Projekt «Copilot»: Bereit zum Abheben

Die Caritas Zürich unterstützt Eltern von sozial benachteiligten Familien beim Schuleintritt ihrer Kinder. Die ZHAW hat das Projekt wissenschaftlich begleitet.

Was gehört ins Etui, wie buche ich den Hort, und was ist eigentlich eine Zahn-Fee? Für solche Fragen zum Schulsystem bietet Caritas Zürich im Projekt «Copilot» Unterstützung. (Bild: Bernard van Dierendonck)

Von Martin Biebricher und Franziska Widmer

Kommt das Kind in die Schule, flattern Informationsblätter ins Haus, man muss Formulare ausfüllen und privates Engagement zeigen. Von der Hortanmeldung über Ferienkurse buchen bis zum Räbeliechtli schnitzen – Mütter und Väter können ein Lied davon singen. Kenntnisse der Sprache und des Schulsystems sind essenziell, um den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass das eigene Kind nichts verpasst. 

Hier setzt das Projekt «Copilot» von Caritas Zürich an. Seit 2015 vermittelt die Organisation freiwillige Coaches an sozial benachteiligte Familien mit Kindern. Viele von ihnen leben erst seit kurzer Zeit in der Schweiz. Die Mentorinnen und Mentoren unterstützen die Eltern während des ersten Kindergarten- oder Primarschuljahres zwei- bis viermal pro Monat im Kontakt mit den Bildungsinstitutionen. Ein Ziel des Projekts ist es, für mehr Chancengerechtigkeit im Bildungssystem zu sorgen. Denn Übergänge zwischen verschiedenen Lebensphasen und Bildungssettings sind besonders herausfordernd. Vor allem das Einmünden in den Kindergarten und der daran anschliessende Wechsel in die Primarschule sind von zentraler Bedeutung für den weiteren Bildungsweg.

Äusserst positive Wirkung

«Copilot» wurde vom Institut für Kindheit, Jugend und Familie der ZHAW in den Jahren 2018 bis 2020 wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Zwei Ziele waren damit verbunden: Erfolgsfaktoren und Stolpersteine zu eruieren sowie Erkenntnisse über Wirkungsprozesse des Projekts zu gewinnen, die von Caritas in die Steuerung von «Copilot» eingespeist werden können. Dafür wurden für die Evaluation erstellte qualitative Projektdokumentationen analysiert sowie Interviews mit Eltern, Freiwilligen und Lehrpersonen geführt.

Das Ergebnis der Evaluation von insgesamt 35 Tandems ist äusserst positiv. Offenbar trägt «Copilot» entscheidend dazu bei, dass die Bildungsverläufe der Kinder in den begleiteten Familien regelmässig thematisiert und bearbeitet werden. Ebenso wurde deutlich, dass die Eltern zu einer besseren Zusammenarbeit mit der Schule sowie zur eigenverantwortlichen Wahrung der Bildungsinteressen ihrer Kinder befähigt werden.

Freiwillige stärker begleiten

Die Unterstützung wird von den Familien als sehr wertvoll eingeschätzt. Oftmals entsteht ein Vertrauensverhältnis, wobei auch andere Probleme erkannt und angegangen werden können. Das kann mitunter zur Herausforderung für die Freiwilligen werden. Die Projektleitung unterstützt sie wesentlich dabei, diese zu bewältigen.

Basierend auf der Evaluation empfiehlt das ZHAW-Team unter anderem, dass das Projekt unbedingt fortgesetzt und ausgebaut werden sollte. Tatsächlich ist das nun möglich: Nach der Evaluation sagten die Stadt Zürich und die Mercator-Stiftung ihre weitere finanzielle Unterstützung zu. Die Forscherinnen und Forscher der ZHAW erachten es zudem als sinnvoll, die Begleitung zeitlich flexibler zu gestalten und die Dauer von der individuellen Situation der Familie her zu planen. Ausserdem sollten auch andere Übergangsphasen wie die Einmündung in den Kindergarten oder der Wechsel in die Primarstufe enger begleitet werden.

Angebot ausbauen

Die Evaluation macht deutlich, wie stark sich soziale und ökonomische Schwierigkeiten von Familien auf das Gelingen der Schuleingangsphase auswirken können. Deshalb die Empfehlung, diese Schwierigkeiten konzeptionell stärker in den Blick zu nehmen. Dies leistet zum Beispiel das kürzlich gestartete Projekt «Copilot Infocafé», in welchem Familien, die eine weniger enge Begleitung wünschen, erreicht werden können.

Für all dies braucht es engagierte und «passende» Freiwillige. Das «Matching» zwischen Freiwilligen und Familien wird als zentral für den Erfolg von «Copilot» eingeschätzt. Die Evaluation schlägt deshalb vor, die Begleitung der Freiwilligen auszubauen.