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ZKM-Corona-Reihe: Interview #4 mit Elke Mayer

Im vierten Teil unserer "ZKM-Corona-Reihe" sprechen wir mit Elke Mayer, Geschäftsleiterin der Spoundation Motion Picture AG – die Firma, welche die Vermarktung des Zurich Film Festivals übernimmt – über die Herausforderungen im Hinblick auf die Abhängigkeit von Sponsoren, über ihre Kommunikationstipps während der unsicheren Zeit und die aktuelle Planung in Szenarien.

Elke Mayer ist seit 2020 Geschäftsleiterin der Spoundation Motion Picture (SMP) AG, welche im Mandatsverhältnis die Vermarktung des Zurich Film Festival übernimmt. Dies umfasst die Verantwortung über die Bereiche Sponsoring, Marketing und Eventorganisation. Bevor Mayer im Jahr 2012 in die SMP AG eintrat, arbeitete die studierte Betriebswirtschafterin für verschiedene renommierte Agenturen in Deutschland. Ihr Studium absolvierte sie mit dem Schwerpunkt Kulturmanagement.

Wie haben Sie die letzten Wochen in Ihrer Branche und in Ihrem Arbeitsumfeld erlebt? Was ist der grösste Erfolg, den Sie verzeichnen konnten? Was war die grösste Herausforderung?
Zu Beginn der Krise war eine grosse Verunsicherung zu spüren. Niemand wusste so recht was das bedeutet und wie stark die Auswirkungen sein werden. In der Vorbereitung einer solch grossen Veranstaltung ist die Unsicherheit eine grosse Herausforderung. Entscheidungen werden möglichst weit nach hinten geschoben, niemand möchte sich zu früh festlegen. Unsere Personalaufwände sind zudem erhöht, weil verschiedene Szenarien geplant werden müssen, um trotz Unsicherheit gerüstet zu sein.
Hinzu kommt die finanzielle Situation: Das Zurich Film Festival ist stark von privaten Geldern wie Sponsoren abhängig. Wir befanden uns beim Ausbruch der Pandemie noch mitten in der Akquise, um die Finanzierung sicherstellen zu können. Viele Firmen haben die Gespräche auf Eis gelegt oder für dieses Jahr einen kompletten Sponsoringstopp ausgesprochen. Diese Herausforderung wird uns noch länger begleiten.

Was wird sich Ihrer Einschätzung nach in der Filmbranche nach Corona ändern? Welche Chancen und Gefahren sehen Sie?

Diese Frage beantwortet Christian Jungen, Artistic Director des Zurich Film Festival:

Das Kino wird noch stärker unter Druck geraten, weil die Studios nun gesehen haben, dass sie auch sehr viel Geld verdienen können, wenn sie Filme wie „Trolls“ direkt via Video-on-Demand zu hohen Preisen veröffentlichen. Grosse Blockbuster und kleine Arthousefilme werden sicherlich weiter in den Kinos starten, ein  Grossteil des cineastischen Mittelbaus - etwa eine Komödie mit Jennifer Aniston - wird kaum mehr auf Grossleinwand zu entdecken sein. Und auf Produktionsseite wird es für Independents noch schwieriger, Projekte zu finanzieren, weil jetzt noch teure Pandemie-Versicherungen on top kommen. Das Gute an der Sache: Die Filmwirtschaft hat sich immer den Gegebenheiten anzupassen gewusst und mit neuen Attraktionen auftrumpfen können. Das hat man auch in der Covid-19-Krise gesehen: Im Filmbereich schossen Ideen für Autokinos und Openairs wie Pilze aus dem Boden.

 

Welche Grundsätze haben sich bei Ihnen in der Krisenkommunikation in dieser Corona-Krise bewährt?
Ruhe bewahren. Einen regelmässigen Austausch pflegen, damit sich alle Parteien abgeholt fühlen. Problemstellungen offen besprechen, die Gegenseite muss verstehen warum, wieso, weshalb und dann findet sich oft gemeinsam eine Lösung. Die Unsicherheit der Lage erschwert die Planung zwar enorm, bietet aber gleichzeitig auch die Chance für Neues.

Welche Rolle spielt in diesen Krisenzeiten in Ihrem Bereich die Digitalisierung, von der man hofft, dass sie durch die jetzige Situation zusätzlich vorangetrieben wird? Gelingt es Ihnen mit Ihren digitalen Angeboten neue Zielgruppen zu erschliessen? Und wenn ja, wie?
Das Zurich Film Festival steht für das gemeinsame Kinoerlebnis, Filme auf der grossen Leinwand zu zeigen. Ein reines Streaming Festival stand bzw. steht für den Festivaldirektor Christian Jungen nicht zur Diskussion. Wir integrieren die Digitalisierung aber verstärkt in diversen Projekten. So schmieden wir Pläne den Ticketvorverkauf neu komplett elektronisch abzuwickeln. Das mindert den physischen Kontakt und hilft uns zudem, im Zweifelsfall die Besucherinnen und Besucher einer bestimmten Vorstellung informieren zu können.
Mit dem Eventteam arbeiten wir zudem noch an Möglichkeiten, das Festivalerlebnis mit digitalen Möglichkeiten zu erweitern. Sei es bei Workshops, Talks, Interviews etc. die damit nicht nur ein grösseres Publikum erreichen können, sondern auch bisherige zeitliche und regionale Grenzen überschreiten können. Wir haben bisher sehr viele nationale und internationale Gäste begrüsst und möchten, dass das Zurich Film Festival durch digitale Möglichkeiten national und international noch stärker wahrgenommen wird. Die letzten Wochen haben dazu beigetragen, dass die Akzeptanz der Bevölkerung grösser geworden ist für diese Art von Format. Ein Ersatz für das physische Erlebnis wird es aber nicht sein.

Was sind Ihre wesentlichen beruflichen «Learnings» aus der Corona-Krise?
Man darf sich nicht zu sehr auf den Status Quo verlassen, den man schon kennt, sondern sollte immer flexibel bleiben. Eine Krise bietet auch immer eine Chance neue Innovationen anzupacken. Quasi nach dem Motto «Not macht erfinderisch».

Das ZKM-Team bedankt sich herzlich für das Interview!

Alle Interviews im Überblick

Wir freuen uns auf die beiden noch folgenden Interviews:

  • #5 Arun López,  Senior Fundraiser, Stv. Leiter Fundraising, Universitäts-Kinderspital Zürich - Eleonorenstiftung
  • #6 Thomas Volprecht und Gabriela Huber-Koller, Head of Branding & Strategy und Head of Creation, standing ovation ag

Hier geht es zum Startbeitrag der ZKM-Corona-Reihe.