Eingabe löschen

Kopfbereich

Schnellnavigation

Hauptnavigation

ZKM-Corona-Reihe: Interview #3 mit Michaela Braun

Im dritten Teil unserer "ZKM-Corona-Reihe" sprechen wir mit Michaela Braun, Leitung Marketing und Kommunikation der Tonhalle Zürich, über die Herausforderungen im Hinblick auf die Planungsunsicherheit, das Zauberwort Flexibilität und die digitale Kommunikation als zukünftige Chance.

Michaela Braun ist seit 2011 Mitglied der Geschäftsleitung der Tonhalle-Gesellschaft Zürich. Diese ist die Trägerin des traditionsreichen Tonhalle-Orchesters und kümmert sich um die organisatorische Unterstützung der Musikerinnen und Musiker. Pro Saison organisiert die Tonhalle-Gesellschaft über 150 Konzerte, sowohl in Zürich als auch auf internationalem Parkett. In den Verantwortungsbereich von Michaela Braun, welche an der Universität Wien Politikwissenschaft, Kommunikation und Journalismus studierte, gehört die Leitung Marketing und Kommunikation.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf das Tonhalle Orchester Zürich?
Das Tonhalle Orchester Zürich musste den Orchesterbetrieb unterbrechen und alle Mitarbeitende sowie das Orchester in Kurzarbeit schicken. Es fanden von heute auf morgen keine Konzerte mehr statt und die entsprechende Information an die Kunden musste in kürzester Zeit erfolgen.
Aufgrund der Planungsunsicherheit der vergangenen Monate waren wir nicht in der Lage die nächsten Monate konkret zu planen. Der Bundesrat kommunizierte – verständlicherweise – immer nur über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten. Das ist für einen Betrieb wie den unseren, der auf Jahre hinaus plant, eine Herausforderung. Wir planen somit zum ersten Mal in unserer Geschichte eigentlich in ein bis zwei Monats-Abständen. Keine einfache Situation für alle Beteiligten.

Was ist für Sie oder Ihre Institution zurzeit die grösste Sorge? Mit welchen langfristigen Folgen rechnen Sie für das Tonhalle Orchester?
Es gibt hier zwei Themen – das eine sind die Finanzen, wie lange kann ein Betrieb ohne die notwendigen Einnahmen funktionieren? Eine Kulturinstitution hat nicht Millionen an Reserven auf dem Konto. Tragen die Sponsoren diese Situation mit, war anfangs die Frage – und das tun sie Gott sein Dank. Ich habe mit jedem von Ihnen einen speziellen Plan für die kommende Saison ausgearbeitet, was unsere Leistungen anbelangt, die sich natürlich ziemlich verändert haben, wenn man die vertragliche Basis ansieht.
Und dann natürlich, was macht unser Publikum? Sie zählen zur Risikogruppe. Was kann man dieser Gruppe zumuten, wie entscheidungsfreudig ist sie? Das werden wir alles in den kommenden Monaten sehen – eine unplanbare Situation eigentlich, denn im Zentrum steht die Gesundheit derer auf der Bühne und derer im Saal.

Gibt es auch positive Erfahrungen im Zusammenhang mit der derzeitigen Situation?
Man lernt Menschen von einer anderen Seite kennen. Flexibilität ist eines meiner neuen Lieblingsworte und dankbar sein, für das was man hat. Es gibt viele in der Kulturbranche, die es sehr, sehr hart getroffen hat. Wir kommen hoffentlich mit einem blauen, wenn auch sehr blauen Auge davon.

Welche Grundsätze haben sich bei Ihnen in der Krisenkommunikation in dieser Corona-Krise bewährt?
Auf jeden Fall intern zeitnah und so transparent wie möglich kommunizieren, Unklarheiten korrigieren und sagen, wann der nächste Entscheid gefällt wird. Zudem bewährt es sich, den Krisenstab mit wenigen Personen zu formieren, sodass es kurze Entscheidungswege gibt.

Welche Chancen sehen Sie in Ihrem Arbeitsbereich im Bereich der Digitalisierung, die durch die jetzige Situation zusätzlich vorangetrieben wird?
Ich bleibe dabei – der Live-Moment ist der wichtigste, der schönste, der intensivste. Nichts kann an ein Live auch nur annährend herankommen. Alles andere ist gut und wichtig zu haben. Und war in dieser Notsituation auch sehr relevant. Man wollte den Kunden etwas bieten, aber das hat auch seine Grenzen. Musik ist sehr emotional – ein Stream nur bedingt.
Einen Gewinn hat die Kommunikation über die digitalen Kanäle aber schon erfahren. Wir haben vor zwei Jahren angefangen, mehr auf die digitale Kommunikation zu setzen und haben in dieser Situation nun auch eine Chance gesehen, die wir künftig nutzen wollen.

Das ZKM-Team bedankt sich herzlich für das Interview!

Alle Interviews im Überblick

Wir freuen uns auf die folgenden Interviews innerhalb der nächsten zwei Wochen:

  • #4 Elke Mayer, Geschäftsführerin, Spoundation Motion Picture AG
  • #5 Arun López,  Senior Fundraiser, Stv. Leiter Fundraising, Universitäts-Kinderspital Zürich - Eleonorenstiftung
  • #6 Thomas Volprecht und Gabriela Huber-Koller, Head of Branding & Strategy und Head of Creation, standing ovation ag

Hier geht es zum Startbeitrag der ZKM-Corona-Reihe.