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Hourly-Safety-Round

Wir sind umgezogen!

Sie finden diesen Beitrag neu unter https://www.leanhealth.ch/transformation/what/

Tim Brand, Katja Rüegg (V01)

Zusammenfassung

Die Hourly-Safety-Round beschreibt eine Umstrukturierung der Arbeitsabläufe des Pflegepersonals. Dabei werden die pflegerischen Runden so angepasst, dass jede Patientin/jeder Patient mindestens einmal pro Stunde gesehen wird. Was sich auf den ersten Blick nach zusätzlicher Arbeit für das Pflegepersonal anhört, kann in der Umsetzung zu grossen Vorteile führen. So wird Stress durch Standardisierung der Prozesse vermindert, Komplikationen wie Stürze und Dekubitus können reduziert und die Patientenzufriedenheit gesteigert werden. Zudem verbringen die Pflegenden mehr Zeit bei den Patientinnen und Patienten. Ausserdem kann durch die Hourly-Safety-Round die Nutzung der Patientenklingel reduziert werden, da die Patientinnen und Patienten sich daran gewöhnen, den stündlichen Rundgang abzuwarten, wenn sie nichts Dringendes benötigen.

Zielsetzung / Leitfragen für die Praxis

Das Ziel der Hourly-Safety-Round ist es, die Behandlungsqualität zu verbessern und eine intensivere Betreuung der Patientinnen und  Patienten sicherzustellen.

Beispiele für Leitfragen für die Praxis wären:

Voraussetzungen / Notwendige Ressourcen

Für die Hourly-Safety-Round werden grundsätzlich keine zusätzlichen Ressourcen benötigt, da es sich lediglich um eine Umstrukturierung der Arbeitsabläufe handelt. Sie lässt sich jedoch durch andere Tools unterstützen, die den Erfolg der Hourly-Safety-Round verstärken können. Es ist sinnvoll, ein Patienten-Flowboard zu installieren, auf dem die Aktivitäten auf der Station je nach Patientin/Patient visualisiert werden können. Dieses Board dient der Absprache des Personals und sorgt dafür, dass dem Personal alle Aktivitäten auf der Station präsent sind. Weiter bietet es sich an, mobile Pflegewägen zu beschaffen, die alle notwendigen Materialien beinhalten, die für die Behandlung der Patientinnen und Patienten durch das Pflegepersonal benötigt werden. Diese Wägen können mit in das Behandlungszimmer genommen werden und vermindern so Laufwege des Personals sowie unnötige Wartezeiten der Patientinnen und Patienten.

Wichtig ist es, dass den Patientinnen und Patienten die neuen Abläufe erklärt werden. Nur wenn das Prinzip der Hourly-Safety-Round allen bewusst ist, können die erwarteten Verbesserungen, wie zum Beispiel eine Reduktion der Klingelrufe, erreicht werden.

Detailbeschreibung des Tools

Der Alltag des Pflegepersonals besteht aus vielen verschiedenen Aufgaben. Hierzu gehören neben der Pflege der Patientinnen und Patienten zahlreiche administrative und organisatorische Aufgaben.  Häufig führen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten dazu, dass andere Aufgaben unterbrochen werden müssen. Das verringert die Effizienz des Pflegepersonals und führt zu Stress. Die Hourly-Safety-Round sieht einen stündlichen Besuch bei jeder Patientin/jedem Patienten vor. Folgende acht Punkte werden dabei mit einer erfolgreichen Durchführung von Hourly-Safety-Rounds in Verbindung gebracht (Stanford Health Care, 2015):

  1. Pain Assessment (Beurteilung von Schmerzen)
  2. Positioning (Positionierung und (Um-)Lagerung))
  3. Potty (toileting) needs (Toilettengänge)
  4. Possessions (Erreichbarkeit persönlicher Gegenstände, sowie der Ruftaste für das Pflegepersonal)

Verbesserungspotentiale der Hourly-Saftey-Round

Durch die Standardisierung der Arbeitsabläufe sowie der Kommunikation werden Unterbrechungen durch die Patientinnen und Patienten vermindert. Die Abläufe werden vorher kommuniziert, sodass die Patientinnen und Patienten die Möglichkeit haben, sich daran gewöhnen, ihre Wünsche zu den festgelegten Zeiten zu äussern. Das reduziert die Unterbrechungen von anderen Tätigkeiten durch Klingelrufe deutlich. Zudem wurden in verschiedenen Spitälern Reduktionen von Stürzen und Dekubiti sowie eine Steigerung der Patientenzufriedenheit erreicht (Halm, 2009).

Eine Untersuchung von 14 Spitälern in den USA brachte folgende Ergebnisse (Meade, Bursell, & Ketelsen, 2006):

Zudem konnte ein Spital eine Reduktion der Laufwege des Pflegepersonals um 20% feststellen (Stanford Health Care, 2015).

Theorie ist nicht überall gleich Praxis

Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Studien, die die Intervention von Meade et al. replizierten, unterschiedliche Ergebnisse zeigen. Teils konnte die Nutzung der Patientenklingel ebenfalls reduziert und die Patientenzufriedenheit verbessert werden (Culley, 2008). Teilweise liessen sich die Ergebnisse nicht statistisch signifikant wiederholen (Olrich, Kalman, & Nigolian, 2012). Eine Studie, die die Hourly-Safety-Round auf einer pädiatrischen Station durchgeführt hatte, stellte allerdings eine Zunahme der Benutzung der Patientenklingel fest. Dabei erhöhten sich besonders die Rufe für den Toilettengang und Essen (von 5% auf 30%). Zudem liessen sich hier keine Verbesserungen bei der Patientenzufriedenheit erzielen (Emerson, Chmura, & Walker, 2014).

Die genaue Ausgestaltung der Hourly-Safety-Round kann variieren. Denkbar ist die abwechselnde Kontrolle durch Fachpersonal und Hilfspersonal, sodass jede Pflegekraft maximal alle zwei Stunden eine Kontrolle durchführen muss. Zudem können die Kontrollen beispielsweise zwischen 22 Uhr und 6 Uhr auf zweistündige Kontrollen umgestellt werden (Halm, 2009).

Es sollte die Möglichkeit genutzt werden, Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten aufzunehmen und diese an andere Mitglieder des Behandlungsteams (zum Beispiel die Ärzteschaft) weiterzugeben, falls diese nicht vom Pflegepersonal erledigt werden können. Dadurch wird die Hourly-Safety-Round zu einem interdisziplinären Prozess (Halm, 2009).

Das Personal sollte regelmässig an den Zweck der Hourly-Safety-Round erinnert werden, indem regelmässig Feedback zu den Verbesserungen gegeben wird, die die Hourly-Safety-Rounds bewirken (Studer Group, 2007). Dabei kann die Implementierung eines Huddle-Boards helfen, welches die wichtigsten Qualitätskennzahlen beinhaltet.

Sinnvoll ist die Durchführung eines wöchentlichen Hourly-Safety-Round-Meetings, in dem das leitende Personal der Abteilungen zusammenkommt, das die Hourly-Safety-Round bereits durchführt, sowie das, welches bald damit startet. Das Meeting wird beispielsweise von der Pflegeleitung abgehalten und bietet den Beteiligten die Möglichkeit, sich über Schwierigkeiten in der Umsetzung und über Erfahrungen und Best-Practices auszutauschen (Studer Group, 2007).

Stärken und Schwächen

Herausforderungen

Die Herausforderung bei der Hourly-Safety-Round ist es, das gesamte Personal an der Umsetzung zu beteiligen und eine ausnahmslose Umsetzung der Initiative sicherzustellen. Abweichungen in der Durchführung führen zu inkonsistenten Resultaten und Unzufriedenheit des Personals. Die Patientenzufriedenheit wird negativ beeinflusst und Unterbrechungen durch Klingeln der Patientinnen und Patienten werden nicht signifikant reduziert (Studer Group, 2007).

Stärken

Die Hourly-Safety-Round hat das Potenzial, das Pflegepersonal durch eine Standardisierung der Prozesse zu entlasten und Stress zu verringern. Gleichzeitig kann die Behandlungsqualität der Patientinnen und Patienten verbessert werden. Die Hourly-Safety-Round hilft dabei, Komplikationen zu vermeiden und die Patientenzufriedenheit zu erhöhen. Damit stellt sie ein wichtiges Werkzeug dar, alle Prozesse an Patientinnen und Patienten auszurichten und eine hohe Behandlungsqualität sicherzustellen.

Schwächen

Um den Erfolg der Hourly-Safety-Round zu verstärken, sollte deren Durchführung dokumentiert werden. Das nimmt Zeit in Anspruch, die sich aber durch einen grösseren Erfolg auszahlt. Fehlt eine Dokumentation, so besteht die Gefahr, dass die Hourly-Safety-Round nur unzureichend implementiert wird und deren Potenzial so nicht voll ausgeschöpft werden kann. Es liegt in der Verantwortung der Pflegeleitung, die Dokumentation und Durchführung der Hourly-Safety-Round zu überprüfen (The Healthcare Transformation, 2009). 

Bitte zitieren Sie diese Quelle wie folgt:

Brand, T. & Rüegg, K. (2016). Hourly-Safety-Round. In A. Angerer (Hrsg.), LHT-BOK – Lean Healthcare Transformation Body of Knowledge, Version 1.0. Winterthur. Abgerufen von www.leanhealth.ch

Literatur

Culley, T. (2008). Reduce call light frequency with hourly rounds. Nursing Management, 39(3), 50–52.

Emerson, B. L., Chmura, K. B. & Walker, D. (2014). Hourly rounding in the pediatric emergency department: patient and family safety and satisfaction rounds. The Journal of Emergency Medicine, 47(1), 99–104.

Halm, M. A. (2009). Hourly Rounds: What Does the Evidence Indicate? American Journal of Critical Care, 18(6), 581–584.

Meade, C. M., Bursell, A. L. & Ketelsen, L. (2006). Effects of nursing rounds: on patients’ call light use, satisfaction, and safety. The American Journal of Nursing, 106(9), 58–70; quiz 70–71.

Olrich, T., Kalman, M. & Nigolian, C. (2012). Hourly rounding: a replication study. Medsurg Nursing: Official Journal of the Academy of Medical-Surgical Nurses, 21(1), 23–26, 36.

Stanford Health Care (2015). Purposeful Rounding. Abgerufen von stanfordhealthcare.org/health-care-professionals/nursing/quality-safety/purposeful-rounding.html.

Studer Group (Hrsg.) (2007). Hourly Rounding Supplement – Best Practice: Sacred Heart Hospital Pensacola, Florida. Abgerufen von www.mc.vanderbilt.edu/root/pdfs/nursing/hourly_rounding_supplement-studer_group.pdf.

The Healthcare Transformation (2009). Validation is Key to Effective Hourly Rounding. Abgerufen von blogs.biproinc.com/healthcare/.