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Simulationszone

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Sie finden diesen Beitrag neu unter https://www.leanhealth.ch/transformation/what/

Christophe Vetterli, Katja Rüegg (V01)

Einleitung

Eine Simulationszone ist ein physischer Ort der Lösungsgestaltung und Schulung von neuen Lösungen ermöglicht. Mit dem Konzept der Simulationszone ist jedoch mehr als nur der physische Ort gemeint. Die darin enthaltenen methodischen wie normativen Prozesse sind ebenso Bestandteil einer Simulationszone. Die Herausforderungen, die sich besonders für die Bearbeitung innerhalb einer Simulationszone eignen, haben meist die Eigenschaft von komplexen Problemen (sog. „Wicked Problems“ (Buchanan, 1992)). Im zunehmend komplexeren Spitalumfeld sind solche Herausforderungen immer häufiger anzutreffen.

Ein Arbeitsansatz der Methodik und Gedankengut innerhalb der Simulationszone vereint, ist das Patient-Centric-Design (Ableitung von Design-Thinking (zum Beispiel Uebernickel et al., 2015)). Das Patient-Centric-Design hilft den physischen Raum der Simulationszone richtig zu verwenden (Doorley & Witthoft, 2012; Vetterli & Jäggi, 2015) und ist somit das konzeptionelle Gerüst hinter dem physischen Raum der Simulationszone. Die Simulationszone ermöglicht die Erfassung von den Bedürfnissen der Mitarbeitenden, Patientinnen und Patienten durch das gleichzeitig stattfindende iterative Erarbeiten von Lösungen. Nach einer Gestaltungsphase ermöglicht die Simulationszone die Schulung und Sicherung der neuen Lösung. Es hilft, speziell in der Gestaltungsphase die Simulationszone als ein vom Alltagsbetrieb gesonderter Bereich zu betreiben, um den Raum für freies Denken und Arbeiten zu sichern. Gemäss Schar (2010) kann ein interdisziplinäres Team mithilfe von Simulationen Lösungen für den Spitalbetrieb erarbeiten. Idealerweise wird den unterschiedlichen Rollen ein Rollenmodell hinterlegt, damit die Ergebnisse bereits früh im Gestaltungsprozess zur Diskussion bereit stehen (zum Beispiel Vetterli et al., 2013). In einer späteren Phase kann die Simulationszone auch als Schulungszone genutzt werden. Die vier zentralen Erfolgsfaktoren einer Simulationszone sind die Teamzusammensetzung, Zugänglichkeit und Flexibilität der Infrastruktur, die inhaltliche Nähe sowie gleichzeitig der räumliche Abstand zum Alltagsgeschäft und die Verfolgung von Simulationsprinzipien (àPatient-Centric-Design) und die aktive Nutzung einer solchen Zone als Kommunikationsmittel.

Leitfragen für die Praxis

Das Ziel ist, einen organisatorischen wie physischen Raum zu schaffen, der Gestaltung und Schulung zulässt. Die Gestaltungsdimension folgt dem Patient-Centric-Design und muss das Prototypen-orientierte Annähern an die optimale Lösung erlauben. Die Schulungsdimension soll für ein Szenario-orientiertes Lernen Raum bieten. Die Arbeit in der Simulationszone basiert auf fünf Arbeitsprinzipien, die sich als Leitfragen für die Praxis formulieren lassen:

Voraussetzungen / Notwendige Ressourcen

Die Simulationszone benötigt organisatorischen sowie physischen Raum. Die interdisziplinären Teams  (=Design-Teams) brauchen Verantwortung und Ressourcen, um die Simulationszone zu nutzen. Zusätzlich sollten die Simulationen, zumindest zu Beginn, moderiert werden. Ziel ist es längerfristig, dass diese Art des Arbeitens (Prototypenentwicklungen über Simulationen) fixer Bestandteil der Vorgehensweise wird, wenn komplexe Probleme entstehen. Die Simulationszone muss somit Platz bieten, um mit einfachem Prototypisierungsmaterial (wie beispielsweise Holz, Karton, Pinnwände, ausrangierten Geräten und Möbeln u.Ä.) zu simulieren und sollte gut zugänglich sein, um dem Prinzip „Einfach mal ausprobieren“ Rechnung zu tragen. Ein erfolgreiches Projekt zeigte zum Beispiel, dass ein Zelt in unmittelbarer Nähe des Tagesgeschäfts eine geeignete Atmosphäre des Provisorischen bzw. Prototypen-Nahen schafft. Des Weiteren können dies aber auch eine Industriehalle oder ein nicht mehr benutzter OP-Saal sein. Weitere Rollen sind: Betreiber für den Raum und ein Dokumentationsverantwortlicher, der die Ergebnisse aufarbeitet und dem Design-Team zurückspielt sowie offene Themen sammelt. Dieser Raum muss von einer Person betrieben werden, die bei den Simulationen immer dabei ist und als Beobachter die Ergebnisse festhält, Skizzen erstellt, aufräumt und Material für die nächste Simulation bereitstellt. Für ein tragfähiges Resultat muss genügend Zeit für Iterationen einberechnet werden. Je nach Projekt kann dies mehrere Monate oder auch Jahre dauern.

Detailbeschreibung des Konzepts

Eine Simulationszone schafft Raum für den Austausch von Wissen und Erfahrung in einem interdisziplinären Team. Die Gestaltung wird vom Design-Team vorgenommen. Das Team besteht aus einem Teil der Belegschaft. In Form von Schulungen in der Simulationszone wird später die gesamte Belegschaft miteinbezogen und geschult. In dieser Zone soll frei gedacht und getestet werden. Es ist eine Interaktions- und Dialogplattform mit einem gewissen Abstand zum Alltagsgeschehen. In der Simulationszone wird der folgende Lern- und Entwicklungszyklus gelebt, der über einen iterativen Prozess Ideensammlung, Testen von Prototypen in Simulationen und das Anpassen oder Verwerfen vorantreibt:

 

Die Simulationszone eignet sich für unterschiedliche Szenarien (zum Beispiel Gestaltung einer neuen Interaktionsmöglichkeit mit Patientinnen und Patienten, Erarbeiten von funktionalen und architektonischen Anforderung für einen Neubau, Definition von neuen Pflegeprozessen, Gestaltung von Dokumentationsplattformen etc.). Unabhängig vom Szenario kann das Grundmuster der Prozesslogik wie in Abbildung 2 folgt festgehalten werden:

Stärken und Schwächen

Stärken

Schwächen

Bitte zitieren Sie diese Quelle wie folgt:

Vetterli, C. & Rüegg, K. (2016). Simulationszone. In A. Angerer (Hrsg.), LHT-BOK – Lean Healthcare Transformation Body of Knowledge, Version 1.0. Winterthur. Abgerufen von www.leanhealth.ch

Literatur

Buchanan, R. (1992). Wicked Problems in Design Thinking. Design Issues, 8 (2), S. 5–21.

Doorley, S. & Witthoft, S. (2012). Make Space: How to set the state for creative collaboration. Hoboken, NJ:. John Wiley & Sons.

ME310. (2006). Stanford Design Cycle of Mechanical Engineering Course ME310. Stanford:Stanford University.

Schar, M. (2010). Team Formation. Presentation at Stanford University.

Uebernickel, F., Brenner, W., Pukall, B., Naef, T. & Schindlholzer, B. (2015). Design Thinking - Das Handbuch. Frankfurt: Frankfurter Allegemeine Buch.

Vetterli, C., Brenner, W. & Uebernickel, F. (2013). A Design Thinking Role Model Enables Creativity in IT. Case of the Financial Industry. International Conference on Information   Resources Management 2013.

Vetterli C. & Jäggi, C. (2015). Der Patient kommt immer zuerst. In: D. Walker, D. (Hrsg.). Lean Hospital: Das Krankenhaus der Zukunft. Berlin: MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.