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Mangelnde Chancengerechtigkeit wegen ungenügender Schreibkompetenzen

Lese- und Schreibkompetenzen von Berufsschülerinnen und -schülern sind häufig mangelhaft. Dass Handlungsbedarf besteht, bestätigt eine neue Studie der ZHAW. Sie bildet erstmals die wissenschaftliche Grundlage für eine bedarfsgerechte Schreibförderung in der beruflichen Bildung.

Illustartion Schreibkompetenz
(Foto: Colourbox.de)

Schreiben ist eine zentrale Kompetenz für die Teilhabe am gesellschaftlichen sowie am politischen Leben. Ohne schriftsprachliche Kompetenzen kann man weder sein Recht einfordern noch an einer Ausbildung oder am beruflichen Leben partizipieren. Ohne ausreichende schriftsprachliche Kompetenzen laufen gerade junge Leute Gefahr, ins berufliche und gesellschaftliche Abseits zu geraten.

Nicht nur Jugendliche mit Migrationshintergrund betroffen

In der neuen Studie der ZHAW, die in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Weingarten und der Fachhochschule Vorarlberg realisiert wurde, kam deutlich heraus, dass Berufslernende in allen Bewertungskriterien für Textqualität (z.B. sprachliche Richtigkeit, Textstruktur, kommunikative Wirkung) durchschnittlich lediglich die Hälfte der möglichen Punkte erreichten. Ein niedriges Schreibkompetenzprofil haben überhäufig Lernende aus bildungsferneren Familien sowie Lernende, die erst in der fortgeschrittenen Kindheit oder Jugend eingewandert sind und dadurch relativ spät Deutsch als Zweitsprache zu lernen begonnen haben. Aber auch Berufslernende mit Deutsch als Erstsprache, die in der Schweiz aufgewachsen sind, zeigen oft eingeschränkte Schreibkompetenzen.

Mit alltagsnahen Lese-Schreibszenarien Jugendliche motivieren

VertreterInnen aus Wirtschaft, Betrieben und Gewerbeverbänden, denen die Forschungsergebnisse präsentiert wurden, bemängeln die fehlenden Schreibkompetenzen der Lernenden. Ein möglicher Lösungsansatz fördert Lesen und Schreiben integriert. Denn beim Lesen von Texten lassen sich Wortschatz und Textstrukturen erarbeiten, welche wiederum beim Schreiben eigener Texte verwendet werden können. Alltagsnahe Lese-Schreibszenarien, in denen Lesen und Schreiben in einem gesellschaftlichen oder beruflichen Kontext eingesetzt werden (bspw. um Einspruch gegen eine überhöhte Rechnung zu erheben), eignen sich besonders, um Schülerinnen und Schüler für das Lesen und Schreiben zu motivieren. Sie erlauben es, verschiedene Zugänge zur Schriftlichkeit zu eröffnen, indem beispielsweise mündliche Diskussionen das Schreiben vorbereiten und entlasten.

Nur Minderheit erreicht höheres Profil

Für die Studie sind in der trinationalen Bodenseeregion 1472 Texte von Berufslernenden aus 13 verschiedenen Lehrberufen im ersten Lehrjahr gesammelt worden. Die Texte wurden von zwei unabhängigen ExpertInnen bewertet. Es zeigte sich, dass die grosse Mehrheit der Lernenden in der beruflichen Bildung ein niedriges (48.84 Prozent) bis mittleres (43.02 Prozent) Kompetenzprofil erreichte. Nur eine Minderheit (8.14 Prozent) erzielte ein höheres Profil. Der Förderbedarf ist demnach beträchtlich.

Die Studie bestätigt auch, dass die Fähigkeiten der Berufsschülerinnen und -schüler im Lesen und Schreiben sehr unterschiedlich sind. Dies spiegelt sich in einer grossen Heterogenität der einzelnen Klassen, was die Lehrpersonen vor grundlegende Herausforderungen stellt: Um allen SchülerInnen gemäss ihrer sprachlichen Fähigkeiten gerecht werden zu können, fehlen häufig sowohl die Unterrichtszeit als auch eine solide Ausbildung der Lehrpersonen an der Schnittstelle von Deutsch als Erst- und Zweitsprache, sagen Lehrpersonen wie SchulleiterInnen.

Kontakt

Deborah Harzenmoser, ZHAW Kommunikation Angewandte Linguistik, Telefon 058 934 49 75, E-Mail: deborah.harzenmoser@zhaw.ch