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In-vitro-Fleisch, Alternativen zu Tierversuchen und die Diagnostik der Zukunft: Markus Rimann über das Programm vom «TEDD Annual Meeting 2021»

Am Donnerstag, 14. Oktober 2021, findet in Wädenswil das «TEDD Annual Meeting 2021» statt. Fachleute aus Forschung und Industrie treffen sich einmal jährlich an der internationalen Konferenz. Im Gespräch gibt TEDD-Leiter Markus Rimann mehr Einblicke ins Programm und ins wachsende Anwendungspotential seiner Forschung.

Am «TEDD Annual Meeting 2021» dreht sich alles um mikrophysiologische Systeme. Was sind mikrophysiologische Systeme?
Mikrophysiologische Systeme sind im Labor hergestellte komplexe 3D-Zellkulturen, die ein System von verschiedenen Geweben repräsentieren und somit die Physiologie vom menschlichen Körper nachbilden. Für das diesjährige TEDD Annual Meeting haben wir Speaker aus verschiedensten Industrierichtungen eingeladen, die von den Anwendungsgebieten ihrer Forschung erzählen. Das gibt einen Überblick über das industrieübergreifende Potential der mikrophysiologischen Systeme.

In welchen Industriezweigen kommen mikrophysiologische Systeme zum Einsatz und wozu dienen sie?  
Bis jetzt kommen sie vorwiegend in der Pharma-, Biotech- und Kosmetikbranche zum Einsatz, um Tierversuche zu reduzieren. Wir sehen aber immer mehr Anwendungspotential für unsere Forschung – zum Beispiel in der Diagnostik oder in der Lebensmittelbranche.

Worin sehen Sie das Potential Ihrer Forschung für die Lebensmittelbranche?
Einerseits lässt sich an mikrophysiologischen Systemen im Labor untersuchen, wie Nährstoffe vom menschlichen Körper aufgenommen werden und wie sie sich auf die Gesundheit auswirken. Andererseits können wir mit unseren Methoden künstliche Lebensmittel herstellen. Am diesjährigen TEDD Annual Meeting geht es beispielsweise um die Herstellung von in-vitro-Fleisch.

Auch in der Diagnostik erschliessen sich durch Ihre Forschung neue Möglichkeiten. Welche?
In der Diagnostik werden Körperflüssigkeiten und Gewebe untersucht, um Hinweise auf Erkrankungen festzustellen. Dafür benötigt man sogenannte Biomarker, die sich in den Körperflüssigkeiten und Geweben messen lassen. Wir gehen davon aus, dass wir mit mikrophysiologischen Systemen zukünftig verschiedene Stadien des gesunden und kranken Körpers modellieren und so neue Biomarker finden können. Mikrophysiologische Systeme können uns helfen, Krankheiten früher zu erkennen und die Wirksamkeit von Behandlungsmethoden zu testen.

Hätten Sie sich 2010 vorstellen können, was heute alles möglich ist?
Nein. Zum einen kam diese rasante Entwicklung unseres Forschungsbereichs auch für mich als Forschenden unerwartet. Zum anderen habe ich nicht damit gerechnet, dass unsere Bestrebungen von der internationalen Industrie so gut aufgenommen und unterstützt werden. Einen grossen Einfluss darauf hatte sicher, dass Tierversuche gesellschaftlich sehr umstritten sind – es wäre eigentlich angemessen, wenn die Alternativmethoden auch mehr mit öffentlichen Geldern gefördert würden. Im Lebensmittelbereich ist der gesellschaftliche Rückhalt unserer Forschung bis jetzt weniger breit. Für viele Menschen ist es eine abwegige Vorstellung, Zellkulturen zu essen. Aber der gesellschaftliche Trend geht eindeutig Richtung tierfreundliche Ernährung. Essbare Zellkulturen sind übrigens nichts Neues. Auch Bier ist ein von Mikrobiologen erzeugtes Lebensmittel, das durch gezüchtete Zellkulturen entstand – einfach aus Hefekulturen.

Sie möchten am «TEDD Annual Meeting 2021» vertiefte Einblicke ins industrieübergreifende Potential von mikrophysiologischen Systemen gewinnen und in persönlicher Umgebung neue Ideen diskutieren? Hier können Sie sich anmelden.