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Wasserkreisläufe im urbanen Raum neu denken

Im Zentrum der ersten, interdisziplinär ausgerichteten Fachtagung Urban & Grün der ZHAW stand der Themenkreis Wasser im Siedlungsraum. Klimawandel und Verlust an Biodiversität stellen für das urbane Wassermanagement eine grosse Herausforderung dar.

Vielleicht weil die Schweiz als das Wasserschloss Europas gilt, hat man sich hier in der Vergangenheit zu wenig grundlegende und übergreifende Gedanken über ein optimales Wassermanagement gemacht. Die bisherige Handlungsmaxime lautete: Das Regenwasser muss so schnell wie möglich abgeleitet und «zentral gespeichert» werden. Doch angesichts von Hitze, Trockenheit oder Überschwemmungen geht es auch in Siedlungsgebieten um Herausforderungen wie Klimaanpassung und Förderung der Biodiversität. An der ersten, interdisziplinär ausgerichteten ZHAW-Fachtagung Urban & Grün vom 21. April diskutierten rund 100 Teilnehmende vor Ort in Wädenswil und online über diese Thematik.

Wasserkreisläufe im Siedlungsgebiet sinnvoll planen

Der Wasserkreislauf verändert sich, auch infolge des Klimawandels. Wie also die Wasserkreisläufe intelligent planen, um das Wasser mehrfach und damit nachhaltig nutzen zu können? Eine Basis für diese Antwort legt der Bund, der die Klimarisiken analysiert und priorisiert. Roland Hohmann, Co-Leiter der Sektion Klimaberichterstattung und -anpassung beim Bundesamt für Umwelt BAFU, skizzierte einen sinnvollen Lösungsansatz für den Umgang mit dem Klimawandel: Die Schaffung von blauen und grünen Oasen als Massnahme gegen nach wie vor viel zu viel unnötig versiegelte Flächen. Diese machen laut Bundesamt für Statistik über 60 Prozent der Siedlungsfläche aus. Es brauche eine Trendumkehr zu mehr offenen Böden, mehr naturnahem Grün und zu mehr Wasser, betonte der BAFU-Experte. Solche blau-grüne Infrastrukturen könnten viele unserer Probleme gleichzeitig lösen, die Artenvielfalt fördern und unsere Lebensqualität steigern.

Max Maurer vom Wasserforschungsinstitut EAWAG der ETH und Professor für System-Siedlungswasser
wirtschaft, erläuterte im Anschluss, was es braucht, um den Wandel hin zu funktionierenden blau-grünen Infrastrukturen zu schaffen. Wasserkreisläufe müssen demnach im Siedlungsraum intelligent und vor allem systemisch gedacht und gestaltet werden.

Vom Wissen zum Handeln

Wie wird das Wasser in den Siedlungsraum integriert? Schwammstadt, Retention, Hitzeminderung durch Verdunstung, Artenvielfalt durch blau-grüne Infrastruktur – wir wissen, wohin wir wollen, aber nicht wie. eine «integrierte Planung» helfen könnte, blau-grüne Oasen zu schaffen, sagten Thies Brunken, Architekt und Landschaftsarchitekt bei Uniola, und Tobias Baur, Professor für Landschaftsarchitektur und Co-Leiter des Klima-Clusters an der Fachhochschule OST. Beide zeigten Beispiele, wie Quartiere für Natur, Mensch und Stadt viel konsequenter als Einheit geplant und gebaut werden (z.B. Biophilic Design).

Ein wichtiger Mosaikstein, um den Wasserhaushalt in Siedlungen intelligenter zu managen, ist BIM, Building Information Management. Dominik Läng von der Firma Maurus Schifferli Landschaftsarchitektur sprach über Chancen und Möglichkeiten von BIM. Er plädierte dafür, insbesondere in interdisziplinären Teams über die eigene Fachrichtung hinaus an gemeinsamen Projekten zu arbeiten und konnte aufzeigen, wie BIM auch im Wassermanagment effizient und integrativ eingesetzt wird.

Wasser in Bewegung – Exkursionen am Nachmittag

Am Nachmittag standen drei verschiedene Stadt-Exkursionen in Zürich zur Auswahl. Bei der Exkursion mit Thies Brunken und ZHAW-Forscher Axel Heinrich konnte man blau-grüne Stadtlandschaften erleben – Regenwassermanagement in Planung und Umsetzung, von der Giessereistrasse über den Turbinenplatz bis zum Wolkenwerk. Eine weitere Exkursion führte entlang des Albisrieder Dorfbachs, einer Lebensader der Natur mitten in der Stadt Zürich, fachkundig  begleitet von Ursula Loritz, Projektleiterin bei der städtischen Abteilung Entsorgung und Recycling ERZ und Stefan Hasler, Direktor des Verbands Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA. Bei der dritten Exkursion erfolgte eine Besichtigung des Schütze-Areals und des Geschäftshauses Hard im Kreis 5, geführt von Oliver Vogel und Martin Gassner, planikum AG.

Es braucht ein grundlegendes Umdenken

An der ZHAW-Tagung zeigte sich: Es braucht ein Umdenken in der Stadtplanung, weg von der praktischen, gut zu reinigenden «Asphaltwüste», hin zum lebendigen Biodiversitätsraum. Mehr Mut und Innovationsfreude sind gefordert, und es darf keine Trennung mehr zwischen Architektur und Grünraum geben.

Downloads (©Fotos ZHAW/Tevy)

Fachkontakte

  • Nathalie Baumann, Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Departement Life Sciences und Facility Management, ZHAW Wädenswil. 058 934 55 83, nathalie.baumann@zhaw.ch
  • Isabella Aurich, Institut für Facility Management, Departement Life Sciences und Facility Management, ZHAW Wädenswil. 058 934 54 30, isabella.aurich@zhaw.ch
  • Anke Domschky, Institut Urban Landscape, Departement Architektur und Bauingenieurwesen, ZHAW Winterthur. anke.domschky@zhaw.ch

Medienkontakt

  • Cornelia Sidler, Media Relations ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management, 058 934 53 66, cornelia.sidler@zhaw.ch