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Ernährungsunsicherheit und Lebensmittelverschwendung reduzieren – Europäischer Verband der Nahrungsmittelbanken

Im Vorfeld des internationalen Tags der Sensibilisierung für Lebensmittelverluste und -verschwendung der Vereinten Nationen spricht Jacques Vandenschrik, Vorsitzender des Europäischen Verbands der Nahrungsmittelbanken (FEBA) über die Arbeit des Verbands und die zunehmende Nachfrage während der Pandemie. Die FEBA-Mitglieder bekämpfen nicht nur die Ernährungsunsicherheit, sondern auch die Lebensmittelverschwendung. Dieses Ziel haben sie mit der Europäischen Kommission gemeinsam, die es in ihrer Strategie «Vom Hof auf den Tisch» und im europäischen Grünen Deal verankert hat – ganz im Sinne der strategischen UN-Entwicklungsziele.

Können Sie uns kurz erklären, was der Verband der Nahrungsmittelbanken tut?

Der 1986 gegründete Europäische Verband der Nahrungsmittelbanken hat seinen Sitz in Brüssel und ist eine gemeinnützige Organisation, die sich dafür einsetzt, die Lebensmittelverschwendung und die Ernährungsunsicherheit zu verringern. Dafür stützt er sich auf ein Netz von 335 Nahrungsmittelbanken in 29 europäischen Ländern. Unsere Aufgabe besteht darin, unsere Mitglieder auf europäischer und internationaler Ebene zu vertreten, die Nahrungsmittelbanken in Europa zu unterstützen und zu stärken, und die Einrichtung weiterer Nahrungsmittelbanken zu fördern. 

Wie hat sich die Pandemie auf Ihre Arbeit ausgewirkt? 

Im vergangenen Jahr konzentrierte sich ein großer Teil unserer Arbeit auf die Auswirkungen der Pandemie. Im März 2020 haben wir einen sozialen Notstandsfonds für COVID-19  aufgelegt, um die tägliche Arbeit unserer Mitglieder zu gewährleisten, und wir haben vier Berichte veröffentlicht, in denen Herausforderungen, drängende Bedürfnisse, Anpassungen an den Wandel und konkrete Maßnahmen zusammengefasst sind. Unsere Mitglieder haben unermüdlich daran gearbeitet, Überschüsse von Lebensmittelunternehmen zu erhalten und sicher an gemeinnützige Organisationen zu verteilen. Im Vergleich zu 2019 haben unsere Mitglieder 34,7 % mehr Menschen unterstützen können.  

Wir haben außerdem unsere Aktivitäten digitalisiert und konzentrieren uns weiterhin auf die tägliche Arbeit, während wir an den laufenden Diskussionen und politischen Entscheidungsprozessen auf europäischer und internationaler Ebene teilnehmen.  

Nahrungsmittelbanken helfen Menschen, die nicht genug zu essen haben – aber wie helfen sie der Umwelt?

Während etwa 20 % der in der Union erzeugten Lebensmittel verloren gehen oder verschwendet werden, können sich etwa 33 Mio. Menschen jeden zweiten Tag keine hochwertige Mahlzeit leisten. Die Nahrungsmittelbanken machen durch ihre tägliche Arbeit auf dieses Paradox aufmerksam; sie sensibilisieren die Verbraucherinnen und Verbraucher und helfen den Lebensmittelunternehmen dabei, Überschüsse sinnvoll zu spenden. So leisten die FEBA-Mitglieder einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft im Lebensmittelsystem. Nahrungsmittelbanken sind nicht nur sozial verantwortliche Einrichtungen, sie bieten auch Vorteile für Unternehmen und tragen zum Umweltschutz bei.

Wie hängen Ihre Arbeit und die Politik der Europäischen Kommission zusammen? 

Unsere doppelte Aufgabe – Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und Verringerung der Ernährungsunsicherheit – wird direkt von Strategien und Rechtsvorschriften beeinflusst, die auf europäischer Ebene eine Schlüsselrolle spielen und auf nationaler und lokaler Ebene Maßnahmen voranbringen können.  

Um Lebensmittelverschwendung zu verhindern und Lebensmittelspenden zu fördern, ist der FEBA auch auf Ebene der europäischen Politik aktiv, etwa im Rahmen des europäischen Grünen Deals und der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, und ist aktives Mitglied der EU-Plattform für Lebensmittelverluste und -verschwendung.  

Auch die europäischen Strategien für die Landwirtschaft und zur Armutsbekämpfung, zum Beispiel der FEAD, die Initiative REACT-EU und der ESF+ sind für die Arbeit des Verbands wichtig.

Wie optimistisch blicken Sie in die Zukunft? 

Als Europa von der Pandemie heimgesucht wurde, hatten wir die Wahl: Wir konnten COVID-19 als Bedrohung oder als Chance betrachten.  

COVID-19 ist ein positiver Impulsgeber für den Wandel; die Pandemie bietet zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten. Sie hat uns zudem die Notwendigkeit der Digitalisierung drastisch vor Augen geführt. Der FEBA wird zusammen mit seinem Netz die Datenerhebung und den digitalen Wandel vorantreiben. Wir sind bereit, zu den laufenden Diskussionen auf EU- und internationaler Ebene beizutragen und unseren Anteil an den daraus resultierenden Maßnahmen zu leisten. Die COVID-19-Krise hat einmal mehr verdeutlicht, dass Lebensmittelhilfe ein wertvolles Instrument zur Unterstützung der Solidarität ist, denn sie fördert die soziale Inklusion und mehr Mitmenschlichkeit.    

Der FEBA ist weder optimistisch noch pessimistisch, was die Zukunft anbetrifft. In unserem Verband wägen wir die Herausforderungen und Chancen ab, wie sie sich von Tag zu Tag ergeben. Wir glauben, dass unsere Stärke in unserer europäischen Einheit liegt, und wir tragen mit neuem Mut zum Aufbau eines besseren Europas für alle bei. 

Europäische Kommission