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«Ich verbinde das Denken und Handeln eines Gesundheitsberufs mit der Logik der Naturwissenschaften»

Dr. Sylvia Kaap-Fröhlich ist die Studiengangleiterin des ersten interdepartementalen Bachelorstudiengangs in Biomedizinischer Labordiagnostik, der im Herbst 2022 startet. Das Studienangebot der ZHAW schlägt eine Brücke zwischen den Disziplinen Life Sciences und Gesundheit. Im Gespräch gibt Sylvia Kaap-Fröhlich erste Einblicke in den neuen Fachbereich.

Was hat Sie dazu bewogen, die Studiengangleitung für den Bachelor in Biomedizinischer Labordiagnostik zu übernehmen?

Ich bin ursprünglich Biomedizinische Analytikerin und Biochemikerin und verstehe mich heute als Bildungsmanagerin des Gesundheitswesens. Die Covid19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig der Laborberuf für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ist. Ich möchte die Entwicklungen im Beruf vorantreiben, die naturwissenschaftliche Ausrichtung und gleichzeitig die ganzheitliche Perspektive der Gesundheitsversorgung von Menschen aller Lebensalter stärken.

Welches sind die wichtigsten Herausforderungen und Chancen der interdepartementalen Zusammenarbeit?

Für mich sind Life Sciences und Gesundheit inhaltlich sehr nahe beieinander. Sie haben aber unterschiedliche Foci: Die Naturwissenschaften untersuchen analytische Fragestellungen auf der Molekülebene anhand von biologischen oder chemischen Methoden, die Gesundheit beschäftigt sich mit medizinischen Fragen bezogen auf Personen oder Populationen. Mit der interdepartementalen Ausrichtung haben wir die Expert:innen aus beiden Welten an Bord. Das sehe ich als Chance und als Alleinstellungsmerkmal des Studiengangs. Dennoch braucht es hier aus meiner Sicht eine Art Kulturwandel, um die Stärken von beidem voll zu nutzen. Die Herausforderungen bei der Umsetzung sind administrativer Art: Wie organisieren wir die Zusammenarbeit? Wie gestalten wir die gemeinsame Lernplattform?

Wie fügt sich der Studiengang in die bisherige Ausrichtung des Instituts für Chemie und Biotechnologie ein?

Am ICBT ist schon viel Expertise vorhanden. Die wissenschaftlichen Grundlagen in Biochemie, Bioanalytik und Zellbiologie bilden die Basis des Studiums. Hinzu kommen medizinische Grundlagen wie Anatomie und Physiologie. Auch die bestehenden Labore können wir nutzen, manches müssen wir natürlich ergänzen und teilweise umgestalten. Hervorzuheben ist, dass wir auch mit Patientenmaterial arbeiten werden.

Inwiefern erfordert es eine besondere Herangehensweise, mit Patientenmaterial zu arbeiten?

Biomedizinische Labordiagnostiker:innen denken in einem Prozess: Vor der Analyse des Materials wird geschaut, ob die Probe geeignet ist. Einige Parameter können nur in einem bestimmten Zeitfenster untersucht werden – danach wären sie verfälscht. Bei der Analytik muss geschaut werden, dass es keine Störgrössen gibt. In der Postanalytik wird das Ergebnis in den Kontext eingeordnet. Ist der Wert normal oder pathologisch, passt er zu den Vorbefunden und den anderen Resultaten des Patienten? Jedes Ergebnis kann potentiell über Leben und Tod entscheiden – nicht nur in Notfallsituationen.

Welche aktuellen Themen werden im Studiengang aufgegriffen?

Die personalisierte Medizin wird an Bedeutung gewinnen und mit ihr die molekulargenetische Diagnostik. Neben Laboruntersuchungen wird es mehr Patientennahe Diagnostik und Selbsttestung geben. Auch Entrepreneurship und Innovation sind wichtige Themen – die Absolvent:innen sollten neue Methoden entwickeln und in Forschungsstudien untersuchen können, um sie in evidenz-basierte Praxis zu transformieren. Neben Fachexpertise braucht es auch soziale Kompetenzen: Wir thematisieren neben der Expertenrolle auch die Rolle als Collaborator, Communicator und Health Advocate.

Alles über den neuen Studiengang:
www.zhaw.ch/bsc-biomedizinische-labordiagnostik/