Digital Linguistics
In unserem Forschungs- und Arbeitsbereich entwickeln und verwenden wir digitale Zugänge zur Analyse von gesellschaftlichem und professionellem Sprachgebrauch. Wir denken dabei «Digitalität» mehrdimensional: als Aspekt von Theoriebildung, von Methodenentwicklung, von Datenaufbereitung sowie als zu untersuchende Ausprägungen in der Gesellschaft. Dies setzen wir in drei Schwerpunkten um: Diskurslinguistik, Korpuslinguistik und Textproduktionsforschung.
Diskurslinguistik

Unter einem Diskurs verstehen wir nicht in erster Linie bestimmte Debatten oder Diskussionen, sondern die kommunikativen Bedingungen, die das Denken und Sprechen über ein Thema prägen und leiten. Nach diesem Verständnis sorgen wiederkehrende sprachliche Äusserungen dafür, dass in regelhafter Art und Weise über ein Thema geschrieben und gesprochen wird. Die Analyse dieser wiederkehrenden Muster ermöglicht und unterstützt Sprachhandeln von Akteuren im Diskurs. Diskurslinguistik wird ein- oder mehrsprachig durchgeführt. Wir arbeiten mit dem korpuszentrierten Forschungsdesign «Diskurslinguistik in Anwendung» (DIA).
Korpuslinguistik

Wir nutzen Korpuslinguistik, um den Sprachgebrauch in Form von grossen Datenmengen modellieren und analysieren zu können. Die Daten werden linguistisch aufbereitet und mit Metadaten verknüpft, sodass grammatische, semantische und pragmatische Strukturen ermittelt werden können. Die Analysen erfolgen datenbasiert oder datengetrieben und werden zur Generierung und Überprüfung von Hypothesen genutzt. Die Ergebnisse werden zur Vermittlung visuell und interaktiv aufbereitet. Wir arbeiten zu speziellen Fragestellungen mit projektspezifischen ein- oder mehrsprachigen Korpora und darauf abgestimmten korpus- und computerlinguistischen Methoden.
Textproduktionsforschung

Das Verfassen von kurzen und längeren Texten ist ein bedeutender Teil unserer Kommunikation und eine Grundlage gesellschaftlicher Partizipation. Wir untersuchen, wie Texte entstehen: welche Schreibstrategien verfolgen AutorInnen, wie benutzen sie verschiedene elektronische Werkzeuge, wie und wie intensiv redigieren sie? Dazu beobachten wir AutorInnen beim Schreiben und zeichnen Prozessdaten auf (keystroke-logging). Die Modellierung der Produktion von linguistischen Einheiten und Diskursstrukturen erlaubt die Ableitung von Kriterien, Bedingungen und Voraussetzungen für gelingende Kommunikation, Empfehlungen für zielgruppenspezifische Schreibstrategien und Vorschläge zur Entwicklung von Werkzeugen.
Forschungsprojekte
Wissenschaftliches Netzwerk «Diskurse – digital: Theorien, Methoden, Fallstudien»
Das Netzwerk vereint WissenschaftlerInnen, die in ihren Projekten an der Analyse digitaler Diskurse arbeiten und dabei digitale Methoden der Korpuslinguistik bzw. Digital Methods nutzen. Ziel des Netzwerks ist es, das Programm und das Methodeninventar der Diskurslinguistik in zwei Richtungen zu erweitern: Zum einen sollen die spezifischen Beschreibungskategorien und Analysewerkzeuge für Diskurse in digitalen Medien (u.a. Links, Hashtags) systematisiert werden. Zum anderen sollen Methoden und Instrumente der Korpuslinguistik und Digital Methods im Hinblick auf die Anforderungen der Diskurslinguistik evaluiert und ausgebaut werden. Gefördert durch die DFG; Projektlaufzeit: September 2016 bis September 2019. Eine Abschlusspublikation ist in Vorbereitung.
Seamless Writing: Expanding Technologies to Support Thesis Writing (SWETLANA)
«Thesis Writer» ist eine digitale Lernumgebung, die Studierende beim Verfassen ihrer Abschlussarbeiten unterstützt und Bildungsinstitutionen bei deren Anleitung und Organisation zur Seite steht. Ein Prototyp dazu ist an der ZHAW bereits in Gebrauch: thesiswriter.zhaw.ch. Er wird im Projekt «SWETLANA» weiterentwickelt und an verschiedenen Hochschulen eingesetzt und getestet. Unsere Abteilung ist verantwortlich für die schreibdidaktische Ausrichtung der Plattform und die Gestaltung von rhetorischen Unterstützungstools auf korpuslinguistischer Basis. Das Projekt ist Teil des IBH-Lab «Seamless Learning» der Internationalen Bodensee-Hochschule. Laufzeit: November 2017 – Dezember 2020.
Writing Technology for the 21st Century
Schreiben ist für die gesellschaftliche Teilhabe unerlässlich. Dieses Projekt wird einen systematischen Überblick über die Forschung zu aktuellen digitalen Schreibwerkzeugen erstellen und wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie AutorInnen sie nutzen. Es trägt so dazu bei, deren Bedürfnisse besser zu verstehen und wichtige Herausforderungen für die Forschung im Bereich der digitalen Textproduktion zu identifizieren. Gefördert durch die Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (DIZH).
Vollständige Liste aller laufenden und abgeschlossenen Projekte
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Public COVID-19 pandemic discourses
Die Eindämmung der COVID-19-Pandemie hängt stark von der erfolgreichen Kommunikation zwischen Public-Health-Organisationen und einzelnen sozialen Gruppen der breiten Öffentlichkeit ab. Zentral dabei ist, dass insbesondere hochmobile Bevölkerungsgruppen die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie verstehen und in ...
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Digitale Transfer-Plattform für COVID-19-Forschung
Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zwingt Forschende innert kurzer Zeit die vielfältigen Ereignisse und Entwicklungen in der Krisenzeit zu überblicken und einzuordnen, um zielführende Forschungsfragen zu COVID-19 entwickeln und bearbeiten zu können. Die Daten und digitalen Tools der Korpus-/Diskurslinguistik ...
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Ein Korpus linguistischer Zugang zu Kindergesundheit und Public Health
Hintergrund: Eltern verwenden zu 90% digitale Medien um sich zu Kinder- und Jugendgesundheit zu informieren. Neben allgemeinen Webseiten verwenden viele auch social media, wie Elternforen oder blogs. Dagegen werden offizielle Seiten vergleichsweise wenig genutzt. Trotz der hohen Nutzung besteht eine hohe ...
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Partizipation durch Sprache
Der gesellschaftliche und politische Diskurs über die Rolle der Sprache für die soziale und berufliche Integration spiegelt sich aktuell in sprachpolitischen Entscheidungen, gesetzlichen Revisionen und Curricula-Reformen – im europäischen und im schweizerischen Kontext. Im vorliegenden Projekt setzen wir uns mit ...
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Forschungslogiken in den textbasierten Digital Humanities
Noch nie seit dem linguistic turn interessieren sich so viele Disziplinen von Informatik über Ingenieurswissenschaften hin zu Sozial- und Wirtschaftswissenschaften für Sprache und deren texttechnologische, maschinelle Verarbeitung. Dieser „machine learning turn“ wirkt sich auch auf die Geisteswissenschaften aus: ...
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Linguistische Diskursanalyse zu Sozialhilfe
Das Departement Angewandte Linguistik erforscht zusammen mit dem Departement für Soziale Arbeit in einem interdisziplinären Projekt signifikante sprachliche Muster des medialen Diskurses zur Sozialhilfe und der Medienmitteilungen des Sozialdepartements der Stadt Zürich. Mittels computergestützter Korpuslinguistik ...
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Optimierung der Suchabfrage bei Swisslex
Anlass für das Projekt ist die Optimierung der Suchabfrage von Swisslex. Die übergreifende Zielsetzung des Projekts besteht darin, mit Mitteln der Angewandten Linguistik Möglichkeiten der Optimierung zu evaluieren und swisslex entsprechende Empfehlungen abzugeben. In zwei Teilprojekten werden dabei zunächst ...
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Gefühlte Realitäten – konstruierte Wirklichkeiten
Öffentlichkeit ist essentiell für die Demokratie. Es braucht sie, damit sich Diskurse entfalten und Meinungsbildung auf Vielfalt zurückgreifen kann. In der Kommunikationsgesellschaft sind es die Medien, die Meinungen verbreiten und Debatten initialisieren und transportieren. Sie machen Diskurse einem breiten ...
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Diskursanalyse Antibiotikaresistenzen (Französischer Sprachgebrauch)
Aufgrund der Zunahme von Antibiotikaresistenzen in der Schweiz und vor dem Hintergrund der gesundheitspolitischen Prioritäten "Gesundheit 2020" hat der Bund eine nationale Strategie gegen Antibiotikaresistenzen (Strategie Antibiotikaresistenzen StAR) lanciert, die in Kooperation von den Bundesämtern für Gesundheit ...
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Seamless Writing: Expanding Technologies to Support Thesis Writing
Wissenschaftliche Abschlussarbeiten sind eine grosse Herausforderung für Hochschulen. Entsprechend ihrer Studierendenzahlen müssen sie jährlich hunderte, wenn nicht tausende von Arbeiten betreuen. Dabei bringen die Studierenden in den kurzen Bachelor-Studiengängen oft nur ungenügende Voraussetzungen für das ...
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Diskursanalyse Antibiotikaresistenzen (Deutscher Sprachgebrauch)
Aufgrund der Zunahme von Antibiotikaresistenzen in der Schweiz und vor dem Hintergrund der gesundheitspolitischen Prioritäten "Gesundheit 2020" hat der Bund eine nationale Strategie gegen Antibiotikaresistenzen (Strategie Antibiotikaresistenzen StAR) lanciert, die in Kooperation von den Bundesämtern für Gesundheit ...
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Energiediskurse in der Schweiz
Fragen der Energieproduktion, -versorgung und -nutzung werden die Schweiz in den nächsten Jahren und Jahrzehnten beschäftigen. Das Departement Angewandte Linguistik erforscht die kommunikativen Voraussetzungen für die anstehenden Veränderungen im Rahmen des Projektes "Energiediskurse in der Schweiz". Das Projekt ...
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Energiediskurs Messen
Wenn Strategien im Energiesektor unter den Bedingungen eines modernen Demokratiesystems entwickelt werden, spielt der öffentliche Diskurs eine wesentliche Rolle. Aus diesem Grund wächst das Interesse von Unternehmen, Verbänden und Institutionen der öffentlichen Hand an themenspezifischen Analysen mit fokussierten ...
Daten

Der Forschungs- und Arbeitsbereich «Digital Linguistics» baut und pflegt das Swiss Applied Linguistics Corpus (kurz: Swiss-AL). Das Korpus ist eine mehrsprachige (Deutsch, Französisch, Italienisch) Sammlung von Texten von ausgewählten Webseiten. Es wurde konzipiert, um datenbasierte und datengetriebene Forschung zum gesellschaftlichen und politischen Diskurs in der Schweiz zu ermöglichen. Es enthält derzeit 8 Millionen Texte (ca. 1,55 Milliarden Token), darunter Nachrichten und Fachpublikationen, Regierungs- und Parlamentsdokumente, Websites von Parteien, Unternehmen und Universitäten, Stellungnahmen von Wirtschaftsverbänden und NGOs. Swiss-AL ist damit das grösste mehrsprachige Korpus der Schweiz. Bisher wurde Swiss-AL erfolgreich in der Forschung zu den öffentlichen Diskursen der Schweiz über Energie und Antibiotikaresistenz eingesetzt. Darüber hinaus werden weitere spezialisierte Textkorpora aufgebaut und gepflegt, etwa als Grundlage für die Wahl zum Wort des Jahres.
Ethik-Codex
Bei der Arbeit mit digitalen Daten ergeben sich eine Reihe von ethischen Herausforderungen, insbesondere auch dann, wenn nicht nur Grundlagenforschung, sondern angewandte Forschung und Dienstleistungen damit verbunden sind. Diese Herausforderungen werden einerseits durch die rechtlichen Grundlagen des Datenschutzes juristisch geregelt. Andererseits bleibt ein nicht unerheblicher Anteil von Fragen und Problemen, die zusätzlich zu regeln sind.
Der Forschungs- und Arbeitsbereich «Digital Linguistics» erarbeitete deshalb einen Codex, der die internen wie nach aussen gerichteten Tätigkeiten der Gruppe leiten soll.
Publikationen
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Gmür, Angelina; Nuessli Guth, Jeannette ; Siegrist, Michael; Runte, Maren ,
2015.
Food Quality and Preference.
40, Part A,
S. 77-86.
Verfügbar unter : https://doi.org/10.1016/j.foodqual.2014.09.001
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Arendt, Birte; Dreesen, Philipp ,
2015.
.
In:
Kämper, Heidrun; Warnke, Ingo H., Hrsg. ,
Diskurs - interdisziplinär : Zugänge, Gegenstände, Perspektiven.
Berlin:
De Gruyter.
S. 427-446.
Diskursmuster/Discourse Patterns ; 6.
Verfügbar unter : https://doi.org/10.1515/9783050065281-021
-
2015.
Lernerlexikographie und Wortschatzerwerb .
Berlin:
De Gruyter.
Lexicographica: Series Maior ; 150.
ISBN 978-3-11-042847-6.
Verfügbar unter : https://doi.org/10.1515/9783110428476
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2015.
.
In:
Kiesendahl, Jana; Ott, Christine, Hrsg. ,
Linguistik und Schulbuchforschung : Gegenstände - Methoden - Perspektiven.
Göttingen:
V&R Unipress.
S. 53-83.
Studien des Georg-Eckert-Instituts zur internationalen Bildungsmedienforschung ; 137.
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2014.
Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes.
61(2),
S. 143-153.
Verfügbar unter : https://doi.org/10.14220/mdge.2014.61.2.143
-
2014.
.
In:
Antos, Gerd; Fix, Ulla; Radeiski, Bettina, Hrsg. ,
Rhetorik der Selbsttäuschung.
Berlin:
Frank & Timme.
S. 67-87.
Sprachwissenschaft ; 18.
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2013.
Kritik als Erkenntnismodus, Praxis und Untersuchungsgegenstand in der Diskurslinguistik
.
In:
Meinhof, Ulrike Hanna; Reisigl, Martin; Warnke, Ingo H., Hrsg. ,
Diskurslinguistik im Spannungsfeld von Deskription und Kritik.
Berlin:
De Gruyter.
S. 169-201.
Diskursmuster/Discourse Patterns ; 1.
Verfügbar unter : https://doi.org/https://doi.org/10.1524/9783050061047.169
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2013.
.
In:
Roth, Kersten Sven; Spiegel, Carmen, Hrsg. ,
Angewandte Diskurslinguistik : Felder, Probleme, Perspektiven.
Berlin:
De Gruyter.
S. 223-237.
Diskursmuster/Discourse Patterns ; 2.
Verfügbar unter : https://doi.org/https://doi.org/10.1524/9783050061054.223
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2013.
Tekst i dyskurs.
6,
S. 391-411.
Verfügbar unter : https://doi.org/10.21256/zhaw-20616
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Dreesen, Philipp ; Judkowiak, Joanna,
2012.
Tekst i dyskurs.
2012(5),
S. 93-126.
Verfügbar unter : https://doi.org/10.21256/zhaw-20613
Lehre
Wir unterrichten in allen Studiengängen des Departements Angewandte Linguistik zu Themen der Korpus- und Diskurslinguistik sowie Textproduktion und betreuen Abschlussarbeiten auf Bachelor- und Master-Stufe. Ausserdem veranstalten wir internationale Workshops und Weiterbildungen für Forschende im Bereich der sozial- und kulturwissenschaftlich interessierten angewandte Linguistik und Textproduktionsforschung.
Weiterbildung
Wir leiten CAS des Departementes und beteiligen uns an einzelnen Modulen.
Team
Wir sind ein Team erfahrener LinguistInnen aus den Bereichen Korpuslinguistik, Computerlinguistik, Textlinguistik, Diskurslinguistik, Politolinguistik, Schreibprozessforschung, Semantik, Grammatik, Didaktik, historische Linguistik und Lexikografie.
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Professor für Digital Linguistics und ...
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Professorin für Digital Linguistics | Processes of ...
Ehemalige Teammitglieder
Noah Bubenhofer, Selena Calleri, Daniel Knuchel