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Ergebnisse Workshop mit Stakeholdern

Zur weiteren Dissemination bzw. zum Wissenstransfer in die Praxis wurden die Forschungsergebnisse und didaktischen Empfehlungen mit Entscheidungsträger/innen aus Berufsfachschulen, Aus- und Weiterbildungsinstitutionen, Verbänden, Politik und Lehrmittelverlagen diskutiert und Wege der Umsetzung in die Praxis der beruflichen Bildung eruiert.

Aktuelle Entwicklungen

Seit 2019 wird unter Federführung des Bundes und unter Einbezug der Kantone an der Revision der beruflichen Bildung gearbeitet. Dabei liegt der Fokus auf dem allgemeinbildenden Fach Deutsch (ABU). Definitive Empfehlungen für die Revision werden Ende Oktober 2021 erwartet, die eigentliche Revision soll bis circa Ende 2023 abgeschlossen sein, so dass neue Lehrpläne 2024 entwickelt und ab 2025 in den Schulen eingeführt werden. Bekannt ist, dass in der Praxis der beruflichen Bildung der Anteil der Sprachförderung gegenüber der Allgemeinbildung untervertreten ist. Daher wird allgemein für wichtig und richtig befunden, dass im Rahmen der Revision der Bereich Sprache gestärkt wird, und zwar durch das SBFI (Rahmenlehrplan) und die Pädagogischen Hochschulen, die in diesem Sinn zur Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen beitragen (siehe unten).

Allerdings scheint auch der seit 2014 gültige neue, handlungs- und kompetenzorientierte Lehrplan in der Praxis der beruflichen Bildung noch nicht wirklich angekommen zu sein, und zwar weder im allgemeinbildenden (ABU) noch im berufskundlichen Unterricht. Hinzu kommt, dass die ABU-Lehrpersonen für ihre Anstellung ein abgeschlossenes Studium im Bereich der Allgemeinbildung (Jus, gesellschafts- oder wirtschaftswissen­schaftliche Fächer oder Ähnliches) brauchten. Für eine profunde, zielführende Sprach-, Lese- und Schreibförderung sind sie daher häufig nicht ausgebildet. Das gilt auch für die Fachlehrpersonen der berufskundlichen Fächer. 

Desiderata

Ein Desiderat wäre daher einerseits, die Sprachausbildung der ABU-Lehrpersonen zu verstärken. ABU-Lehrpersonen sollten zumindest mit den zentralen Grundlagen (zum Beispiel einer handlungs- und kompetenzorientierten Sprach-, Lese- und Schreibförderung, die erst- und zweitsprachendidaktische Ansätze miteinander verbindet) souverän umgehen können, denn Sprache ist ein zentrales Instrument des Lernens und die Sprach-, Lese- und Schreibförderung ist Kernbestandteil des Rahmencurriculums.

Drängend sei es in der Praxis andererseits, konkrete Instrumente wie Förderdiagnostiken und methodische Empfehlungen anzubieten. Auch brauche es Weiterbildungen, die den aktuellen Stand der Forschung und wirksame Methoden der Lese- und Schreibförderung direkt in die Schulen und in die Schulentwicklung bringen. Nötig sei in diesem Sinne eine langfristige Begleitung von Pilotprojekten an Schulen. Schulen bzw. Lehrpersonen müssten Aha-Erlebnisse und eine methodisch-didaktische Begleitung vor Ort bekommen, denn didaktische Optionen funktionieren nur, wenn die Lehrpersonen sie in ihrer Unterrichtspraxis auch umsetzen können. Dazu brauchen sie wissenschaftliche Inputs, vor allem aber Unterstützung durch konkrete Beispiele und praxistaugliche Methoden.

Hier sind auch die Lehrmittelverlage gefordert, unterstützende Materialien zur Sprach-, Lese-und Schreibförderung für den Unterricht bereitzustellen. Es überwiegen in den bisherigen Lehrmitteln die allgemeinbildenden Themen, hingegen kommt die Sprachförderung – insbesondere mit Blick auf die schwächeren Lernenden (mit niedrigem Schreibkompetenzprofil) – zu kurz. Insgesamt gehe es darum, attraktive Lernszenarien zu entwickeln, um Sprache auch “lustvoll” zu lernen. Dies betrifft vor allem Materialien und Methoden, die es den Lernenden mit niedrigem Schreibkompetenzprofil erlauben, sich konstruktiv mit ihren Lese- und Schreibfähigkeiten auseinanderzusetzen. Digitale Tools für Eigenarbeit und Selbstevaluierung, die interaktiv und evtl. auch kollaborativ gestaltet sind, könnten Lehrwerke gegebenenfalls sinnvoll ergänzen.

Neben der Schule gebe es zudem eine grosse Vielfalt von Lese- und Schreibanlässen in den Ausbildungsbetrieben; idealerweise müssten daher das Lesen und Schreiben auch am Ausbildungsort unterstützt werden. Dabei stelle sich allerdings die Frage, ob und ggf. wie Ausbildner bzw. Ausbildnerinnen besser für die Förderung schriftsprachlicher Kompetenzen sensibilisiert werden können, denn sie seien in erster Linie Berufsfachleute, keine Deutsch-lehrpersonen. Als wirkungsvoll erwiesen hätten sich daher die individuelle Förderung durch Coachings vor Ort im Betrieb, u.a. im Hinblick auf das Führen von Kundengesprächen, durch externe Fachpersonen der Sprachförderung.