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Gelähmte Kinder profitieren von Elektro-Rollstuhltraining

Kinder mit infantiler Zerebralparese haben starke Bewegungsstörungen. Elektro-Rollstühle helfen, ihre Mobilität zu steigern und verbessern damit ihr Sozialverhalten, wie eine Einzelfall-Studie der ZHAW am Ostschweizer Kinderspital zeigt.

Gelähmte Kinder mit infantiler Zerebralparese (ICP) sind in ihrer Mobilität oft stark eingeschränkt. ICP ist eine Bewegungsstörung, deren Ursache in einer frühkindlichen Hirnschädigung liegt. Betroffene Kinder können ihre Umwelt nicht ihrem Alter entsprechend erkunden oder an Aktivitäten mit Gleichaltrigen nur eingeschränkt teilnehmen. Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten der ZHAW und des Ostschweizer Kinderspitals haben deshalb untersucht, ob diese Kinder durch den Gebrauch eines Elektro-Rollstuhls eine altersgemässe Mobilität erlangen könnten. Das Team kam zu überraschenden Ergebnissen: Der Einsatz von Elektrorollstühlen vergrösserte nicht nur den Aktionsradius der Kinder, sondern beeinflusste auch ihre soziale Interaktion positiv.

Mobilität bringt sozialen Anschluss und Unabhängigkeit

«Unsere Studie hat gezeigt, dass frühes Training mit dem Elektro-Rollstuhl die Entwicklung von Kindern mit Zerebralparese positiv beeinflusst. Das Training steigert nicht nur die Mobilität von kleinen Kindern, sondern auch ihre Lernfähigkeit, die Qualität ihrer sozialen Interaktion und das Ausführen von alltäglichen Aktivitäten», fasst Studienleiterin Brigitte Gantschnig vom ZHAW-Departement Gesundheit die Ergebnisse zusammen. So konnten die am Ostschweizer Kinderspital untersuchten zwei Kinder im Alter von 2 und 4 Jahren dank dem Elektro-Rollstuhl beispielsweise selbstständig etwas aus dem Kühlschrank nehmen. Sie konnten auch ohne fremde Hilfe essen, trinken oder sich die Zähne putzen.

Während der Studie erhielten die zwei Kinder mit Zerebralparese in zwei Phasen à drei Monaten wöchentlich ein spezifisches Elektro-Rollstuhltraining. Die Messungen bezüglich Mobilität, Lernzuwachs und Unabhängigkeit wurden dann mit drei Phasen ohne Elektro-Rollstuhleinsatz verglichen. Für jedes Kind ist der individuelle Verlauf deskriptiv und grafisch festgehalten worden. Die Resultate bestätigen bisherige Befunde aus internationalen Studien.

Nachholbedarf in der Schweiz

In der Schweiz finanzieren Krankenkassen keine Elektro-Rollstühle für Kleinkinder. Erst Jugendliche, die mit einem Job in die Erwerbstätigkeit eintreten, erhalten einen Elektro-Rollstuhl finanziert, damit ihnen dieser Übergang besser gelingt. «Das ist sehr spät», findet Brigitte Gantschnig, Leiterin der Forschungsstelle Ergotherapie an der ZHAW. «Bislang ist das frühe Elektro-Rollstuhltraining in der Schweiz noch kaum bekannt und etabliert. Unsere Studie soll helfen, diese Handhabung zu überdenken.» In anderen Ländern bekommen Kinder viel früher einen Elektro-Rollstuhl, der ihre Entwicklung unterstützt. Finanziert wurde die Studie von der Stiftung Cerebral, der Stiftung für Ergotherapie Zürich, der Stiftung für Abendländische Kultur (STAB) und der Ebnet-Stiftung.

Von den rund 130 Kindern, die in der Schweiz pro Jahr mit Zerebralparese zur Welt kommen, ist jedes fünfte in seiner Mobilität so stark beeinträchtigt, dass es laut Gantschnig einen Elektro-Rollstuhl bräuchte, um damit eine altersgemässe Mobilität und die erwähnte Unabhängigkeit zu erreichen. Um ihre Studienergebnisse aus der Einzelfallstudie in einen breiteren Kontext einzubetten, plant Brigitte Gantschnig eine internationale Studie mit einer grösseren Teilnehmerzahl. Weiter empfiehlt die ZHAW-Studie ein nationales und/oder internationales Register, das eine Langzeitbeobachtung ermöglicht.

Kontakt

Prof. Dr. Brigitte Gantschnig, Studienleiterin und Leiterin Forschungsstelle Ergotherapie, ZHAW-Departement Gesundheit, Telefon 058 934 63 65, E-Mail: brigitte.gantschnig@zhaw.ch

José Santos, Leiter Kommunikation ZHAW-Departement Gesundheit, Telefon 043 322 26 30, E-Mail: jose.santos@zhaw.ch