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Mobiler dank Pflege am Boden

Mehr Selbständigkeit zu erreichen ist ein zentrales Anliegen der Rehabilitation. Forschende des ZHAW-Departements Gesundheit haben eine unkonventionelle Pflegemethode gefunden, dank der Patientinnen und Patienten besser in den Alltag zurückfinden: Betten werden aus den Spitalzimmern verbannt.

Patientinnen und Patienten liegen am Boden, lediglich auf Matratze und Rost. Pflegende und Ärztinnen knien daneben. Diese Szene spielt sich nicht in einem Entwicklungsland ab, sondern im Rehazentrum Valens, einer modernen Klinik im Taminatal.

Die Gründe für die überraschend anmutende Massnahme sind pflegerischer Natur. Denn Patienten, die sich während des Rehabilitationsaufenthalts immer wieder vom Boden erheben und sich auch wieder dahin niederlassen müssen, meistern den Alltag selbständiger. Das zeigt eine Nationalfondsstudie des ZHAW-Instituts für Pflege und der Kliniken Valens.

Am Boden ist es sicherer

Die Idee ist nicht neu. Drohen unruhige oder verwirrte Patienten aus dem Bett zu fallen, kann man sie mit Gurten oder Gittern im Bett sichern – oder eben auf einer Matratze am Boden betten. Zu dieser Sicherheitsmassnahme hat Susanne Suter-Riederer bei ihrer früheren Tätigkeit als Pflegefachfrau in einer neurologischen Abteilung manchmal gegriffen. «Dabei wurde ich das Gefühl nicht los, dass diese Patienten mehr Fortschritte machen», sagt die Co-Studienleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pflege rückblickend.

Weil es keine Studien gab zur Mobilität von Patienten, die ihren Spitalaufenthalt am Boden verbringen, entwickelten Forschende des ZHAW-Instituts für Pflege zusammen mit der Kinästhetiktrainerin Cilly Valär der Kliniken Valens eine pflegerische Intervention mit einer Begleitstudie. Das Ziel: Dank dem Schlafplatz am Boden lernen Patienten Bewegungsabläufe wieder, die sie durch Krankheit oder Unfall verloren haben. Dazu trainieren speziell ausgebildete Pflegefachpersonen die Bewegungen mit den Betroffenen im Rehabilitationsalltag.

Mehr Freiheit, weniger Fremdhilfe

«Zu Beginn der Studie gab es viele Unsicherheiten. Wie steht es etwa um die Hygiene, wenn Patienten quasi am Boden schlafen? Gestalten sich die pflegerischen Interventionen verträglich für das Personal?», erklärt Susanne Suter-Riederer. Die gross angelegte Nationalfondsstudie mit 140 Hirnschlag- und Multiple-Sklerose-Patienten kam dieses Jahr zum Abschluss.

Die Resultate bestätigen: Personen, die von Pflegefachpersonen am Boden betreut werden, zeigen bessere motorische Fähigkeiten als die Vergleichsgruppe im Bett. Pflegeinterventionen am Boden helfen, Alltagssituationen selbständiger zu bewältigen. Zudem hält die in der Rehabilitation gewonnene Selbständigkeit auch zu Hause an. «Damit ist das Resultat auch gesundheitspolitisch von grossem Interesse», sagt Lorenz Imhof, Co-Studienleiter und Forschungsleiter am Institut für Pflege.

Die gewonnene Mobilität freut auch die Betroffenen. Sie stellen einen Anstieg ihrer Lebensqualität fest.

Hintergrund

In der Schweiz leben 100‘000 Menschen mit neurologischen Erkrankungen. Jährlich
erkranken 15‘000 bis 19‘000 Menschen an Hirnverletzungen wie Schlaganfall, Schädel-
Hirn-Trauma oder an Multipler Sklerose. 

Weitere Informationen und Downloads

Website mobilitätsfördernde Pflegeintervention
Medienmitteilung Mobiler dank Pflege am Boden
Bericht im Magazin Bulletin "Weniger ist mehr"

Kontakt

Prof. Dr. Lorenz Imhof, Leiter Forschung & Entwicklung Institut für Pflege, ZHAW
Telefon 058 934 63 33, lorenz.imhof@zhaw.ch

Susanne Suter-Riederer, Co-Studienleiterin, Institut für Pflege, ZHAW
Telefon 058 934 65 65, susanne.suter-riederer@zhaw.ch  

Medienstelle

José Santos, Leiter Kommunikation ZHAW Departement Gesundheit
Telefon 058 934 63 84, jose.santos@zhaw.ch