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Über chronische Schmerzen – und wie Physiotherapeutinnen und -therapeuten diese verhindern können

Hannu Luomajoki, Professor für Physiotherapie am Departement Gesundheit, hat mit finnischen Kolleginnen und Kollegen ein neues Buch über Schmerzen verfasst. Die wichtigsten Erkenntnisse schilderte er kürzlich in einem Interview in der finnischen Tageszeitung Helsingin Sanomat. Darin spricht er über chronische Schmerzen – und darüber, wie Physiotherapeutinnen und -therapeuten diese am besten verhindern können.

Im März 2020 veröffentlichte Hannu Luomajoki zusammen mit neun anderen finnischen Expertinnen und Experten ein Buch mit dem Titel «Schmerzbuch für Profis (VK-Kustannus Oy)». Wie relevant dieses Thema für Finnland ist, zeigt die Statistik: Jeder vierte Finne leidet unter chronischen Schmerzen – das heisst Schmerzen, die länger als drei Monate andauern. In einem Interview mit der finnischen Tageszeitung Helsingin Sanomat äusserte sich Hannu Luomajoki kürzlich zu den wichtigsten Aussagen des Buchs. Dazu gehören unter anderem neue Erkenntnisse zur Entstehung und Entwicklung chronischer Schmerzen. Seit langem wird angenommen, dass die Schmerzen durch einen Gewebedefekt im Körper verursacht werden, was oft auch der Fall ist. Akute Schmerzen, beispielsweise bei einem Hexenschuss, heilen normalerweise innerhalb einer Woche. Bei fünf Prozent der Betroffenen hält der Schmerz jedoch an und die Gefahr einer Chronifizierung entsteht. Zu dieser tragen weitere Faktoren bei, die häufig psychologischer Natur sind. Dazu gehören zum Beispiel Stress, Depressionen, Angst oder Unruhe.

Genug Zeit für Patienten nehmen

Mit der Chronifizierung des Schmerzes kommt es auch zu Veränderungen im Gehirn, wie Hannu Luomajoki in der Helsingin Sanomat ausführt. Hier habe die erstaunliche Lernleistung des Gehirns, die uns beispielsweise hilft, ein Lied auswendig zu lernen, indem wir Text und Melodie oft genug wiederholen, einen negativen Effekt, so Luomajoki. So können Gefühle und Gedanken, die wir immer wiederholen, zu einer Verstärkung und Verschlimmerung von Rückenschmerzen führen. Etwa dann, wenn die Patientin oder der Patient permanent denkt: «Mein Rücken ist kaputt». Diese negativen Gedankenmuster werden oftmals durch die Ärztinnen / die Ärzte oder Gesundheitsfachleute noch verstärkt, was Angst und Verunsicherung bei den Patientinnen / den Patienten weiter steigen lässt, erläutert Luomajoki im Interview. Auch Vorsicht und Angst vor körperlicher Bewegung verschlimmern die Situation.

Vor diesem Hintergrund rät Luomajoki, unter anderem positive Aspekte zu erkennen und sich so weit wie möglich zu bewegen. Darüber hinaus sollten sich Gesundheitsfachleute mehr Zeit nehmen, um der Patientin / dem Patienten zuzuhören. Denn dies sei von grosser Bedeutung für die Genesung: Fühlt sich eine Patientin / ein Patient in der Praxis wohl und ernstgenommen, lindert dies das Schmerzgefühl. Zentral sei zudem, dass Schmerzen so schnell wie möglich behandelt werden, so Luomajoki im Gespräch mit der Zeitung. Denn wenn der Schmerz über längere Zeit anhalte, bestehe die Gefahr der Chronifizierung. Kann eine solche trotzdem nicht vermieden werden, ist es laut Luomajoki der beste, aber auch herausforderndste Weg, den Schmerz zu akzeptieren. 

Prof. Dr. Hannu Luomajoki

Professor für Muskuloskelettale Physiotherapie
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