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Frech und mutig? Blick auf einen vielseitigen Online-Ergo-Gipfel

Der 5. Winterthurer Ergo-Gipfel drehte sich um das Thema «Frech entscheiden, mutig Handeln». Rund 90 Teilnehmende verfolgten online die vielfältigen Referate und diskutierten in «Seilschaften» mit. Dabei ging es etwa darum, was Erfolg mit Scheitern zu tun hat und wie Mann oder Frau dem Glück auf die Spur kommt.

«Sind Sie frech und mutig?», fragte die Leiterin des Instituts für Ergotherapie, Christiane Mentrup, in ihrer Begrüssung zum 5. Winterthurer Ergo-Gipfel am 6. März 2021. Eine Frage, die wir, so führte sie aus, gern mit «es kommt darauf an», also je nach Perspektive, beantworteten. Genau solch unterschiedliche Perspektiven und Blickwinkel widerspiegelten die insgesamt 15 Referate und zahlreichen Gesprächsrunden, die im Laufe des fast achtstündigen Online-Anlasses folgten.

Von neuen Bibliotheken, Glück und erfolgsversprechendem Scheitern

Hermann Romer, bis vor seiner Pensionierung Ende Februar Leiter der Winterthurer Bibliotheken, nahm die Teilnehmenden mit auf eine virtuelle Bergtour zum «Library Summit 21». Diese erfordere nicht nur Mut, sondern allem voran ein grundlegend neues Verständnis von Bibliotheken. Diesem zufolge sollen Bibliotheken die Bevölkerung nicht mit Medien und Informationen versorgen, sondern Räume zur Verfügung stellen, um gemeinsam Wissen zu produzieren und zu arbeiten. Als Beispiel für die Umsetzung dieses kokreativen Ansatzes stellte Romer den Winterthurer «Makerspace» vor, in dem «grosse» und «kleine» Bibliotheksbesucherinnen und -besucher etwa 3-D-Scanner und -Drucker nutzen und Roboter programmieren können.

Um eine andere Form von Mut ging es in Ronja Sakatas Referat «Du hast es in der Hand: Mit der richtigen Einstellung glücklich sein». Die Lebensmittelingenieurin ETH hat Freude zu ihrem Lebensmotto gemacht und berät Menschen in Seminaren und Coachings dabei, ihrem Glück bewusst nachzugehen. In ihrem Vortrag und der anschliessenden Seilschaft sprach sie sowohl von der grossen Vision des eigenen Lebens als auch von zahlreichen kleinen Tricks, die helfen, im Alltag mehr Freude und Zufriedenheit zu erleben.

Wie nah Glück und Unglück respektive Erfolg und Scheitern beieinanderliegen war Thema des dritten «Gipfelstürmers», Beat Glogger. Der Wissenschaftsjournalist und Medienunternehmer berichtete davon, auf wieviel Scheitern sein vermeintlich gradliniger Geschäftserfolg beruht. Pointiert ausgedrückt, sei er deshalb erfolgreich, weil er «ein Verlierer» sei. Was sein Erfolgsrezept konkret bedeutet, schilderte er mithilfe von elf Leitsätzen.  

 

Mutige Beispiele aus der Ergotherapie

Erfolgreich war letztes Jahr auch die Praxisinhaberin Marianne Flückiger-Bösch. Couragiert und vorausschauend befasste sie sich frühzeitig mit Telemedizin und setzte sich dafür ein, dass sie und ihr Team während des Lockdowns 90 Prozent ihrer Therapien mit Kindern auf Distanz weiterführen konnten. Ähnlich neue Wege beschritten hatten die übrigen fünf «Erstbesteigerinnen». In ihren Referaten beleuchteten sie etwa das Potenzial von Ergotherapeutinnen und -therapeuten in neuen Arbeitsfeldern, das berufliche Vereinen von Forschung und Praxis oder Kooperationen mit Grossunternehmen wie der IKEA. Auch das Scheitern stand noch einmal im Fokus, als die langjährige Praxisinhaberin Christa Wenger vom Beenden ihres Kiosks in Luzern berichtete.      

Virtueller Raum für Begegnungen und Basislager

Der Ergo-Gipfel wäre nicht Ergo-Gipfel, käme dem Austausch nicht so viel Bedeutung zu. Zwar konnte dieser 2021 pandemiebedingt nicht physisch stattfinden, dafür digital – in zahlreichen ZoomMeeting-Räumen und Breakout-Sessions, in die sich die Teilnehmenden einwählen konnten. Nach der Mittagspause gab es so während einer Stunde die Möglichkeit, sich mit Vertreterinnen und Vertretern der ZHAW, des EVS und des WFOT oder einfach mit Berufskolleginnen und -kollegen zu treffen. Darauf folgten die Kurzreferate und Diskussionen zu eingereichten Themen – im sogenannten «Basislager». Dabei wählten die Teilnehmenden zwei von sechs Themen aus – etwa über technologische Entwicklungen, Ergotherapie auf der Intensivstation oder mit Kindern mit Fluchterfahrungen.  

Am Ende des Gipfels angelangt resümierte EVS-Präsidentin Colette Carroz, der Mut, diesen Tag online durchzuführen, habe sich in ihren Augen gelohnt. Und selbst, wenn die «Bergtour» statt Weitsicht nur den Blick in den PC geboten habe, habe sie doch ein «schönes, aktuelles Themenpanorama durch die Ergotherapie in der Schweiz» erhalten und viele unkonventionelle und mutige Geschichten gehört.