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Fünf Fragen an Ursina Baumgartner, Absolventin Systemtechnik

Sie war die erste weibliche Systemtechnik-Absolventin an der ZHAW School of Engineering. Heute arbeitet Ursina Baumgartner in der medizintechnischen Abteilung des Kantonsspitals St. Gallen. Im Interview verrät die Ostschweizerin unter anderem, warum sie Ingenieurin geworden ist.

Was macht Ihre Faszination für Technik aus?
Bereits als Kind wollte ich wissen, was hinter der Steckdose in der Wand steckt. Zu meinem eigenen Glück bin ich damals der Sache nicht allzu sehr auf den Grund gegangen. Aber Spass beiseite: Mich hat schon immer fasziniert, wie und warum technische Abläufe funktionieren. Je älter ich wurde, desto mehr ist diese Faszination noch gewachsen. Dazu kommt, dass ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, wo wir immer mit technischen Gerätschaften zu tun hatten.

Geräte aus der Medizintechnik sind heute Ihr Metier. Was genau sind Ihre Aufgaben als System-Engineer am Kantonsspital?
Als Abteilung Medizintechnik haben wir die Oberaufsicht über insgesamt rund 8000 Geräte bestehend aus mehreren hundert unterschiedlichen Gerätetypen. Wir organisieren und koordinieren dabei den gesamten Lebenszyklus jedes dieser Geräte. Das geht von der Beschaffung und spezifischen Konfiguration über die Wartung und Reparatur bis hin zum Entsorgen und Ersetzen. Dabei ist der Austausch mit den Ärzten und dem Pflegepersonal besonders wichtig, aber natürlich auch mit den Kostenverantwortlichen. Wir Ingenieure nehmen also neben der technischen auch eine beratende Funktion ein.

Inwiefern hat Ihnen Ihr Bachelorstudium das nötige Rüstzeug für Ihre Arbeit vermittelt
Im Studiengang Systemtechnik habe ich einerseits umfassende fachliche Kompetenzen mit auf den Weg bekommen, andererseits haben mich die praktisch ausgerichteten Module gut aufs Berufsleben vorbereitet. Der Zeitdruck und die vielen gleichzeitig laufenden Aufgaben im Studium haben dazu geführt, dass ich heute Prioritäten setzen und auch unter Hochdruck Entscheidungen mit Weitblick treffen kann. Hervorheben möchte ich aber auch die No-Tech-Skills, die im heutigen Arbeitsfeld einer Ingenieurin unabdingbar sind. Das merke ich tagtäglich, wenn ich beispielsweise Ärzten die Funktionen neuer Geräte erkläre oder als Vermittlerin zwischen Herstellern und Anwendern fungiere.

Was sind Ihre Erfahrungen in einem von Männern dominierten Arbeitsfeld
Leider gelten Frauen in technischen Berufen auch heute immer noch als ungewöhnlich. Gestört oder gar von meinem Weg abgehalten hat mich das aber nie. Als erste Frau im Kanton Thurgau habe ich eine Lehre zur Automatikerin absolviert. Eine Ausbildung zur Pflegefachfrau hätte ich mir als Alternative auch vorstellen können. Dann wäre ich zwar vielen lästigen Fragen aus dem Weg gegangen, aber hätte es vermutlich später bereut. Auch später im Studium war ich die einzige Frau, was nicht immer leicht war. Unter meinen männlichen Kommilitonen habe ich es aber geschafft, mir mit guten Leistungen Respekt zu verschaffen. Beim Umgang mit meinen Dozenten im Studium oder später in der Arbeitswelt mit Vorgesetzten habe ich nie einen Unterscheid zwischen Ingenieur und Ingenieurin gespürt.

Warum werden so wenige Frauen Ingenieurinnen?
Schwer zu sagen. Wer schwimmt schon gerne gegen den Strom und will sich in einer vermeintlichen Männerdomäne beweisen? Viele Frauen hätten das Zeug zur Ingenieurin, aber gehen diesen Weg nicht, weil er ihnen ungewöhnlich erscheint oder das Umfeld davon abrät. Ich kann jede Frau nur dazu ermutigen, ihren persönlichen Interessen zu folgen und sich nicht von ihrem Weg abbringen zulassen. Mir war früh klar, dass ich Ingenieurin werden möchte, also habe ich diesen Weg eingeschlagen und bislang nie bereut.