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School of Engineering

ZHAW-Forschende entwickeln hybrides Zellgewebe für die Medizinforschung

Beim EU-Projekt «Bio-HhOST» entwickeln Forschende der ZHAW School of Engineering u.a. mit der University Cardiff und der Università Di Trento neuartige, biohybride Organoide zur Untersuchung biologischer Systeme herstellen lässt. Möglich wäre damit eine nicht-isolierte Untersuchung etwa von Tumorzellen in gewebeähnlicher Umgebung.

Das Bild zeigt die Struktur von Muskelzellgewebe. Die Herstellung eines gewebeähnlichen hybriden Organoids ist das Ziel des EU-Projekts «Next Generation 3D Tissue Models: Bio-Hybrid Hierarchical Organoid-Synthetic Tissues (Bio-HhOST) Comprised of Live and Artificial Cells». Bild: nobeastsofierce/Adobe Stock

Menschliche Zellen verhalten sich isoliert anders als in nicht-isoliertem Zustand, also eingebettet in ihrem natürlichem Zellgewebe. Dies hat auch Auswirkungen auf die Untersuchung von Zellen in der medizinischen Forschung. Die Reproduzierbarkeit von natürlichem Gewebe ist äusserst komplex und gestaltet sich bislang als problematisch. Mit der Entwicklung eines hybriden Systems, das aus künstlichen und biologischen Zellen besteht, will ein Forschendenteam der ZHAW School of Engineering, der University Cardiff und der Università Trento im Rahmen des EU-Projekts gewebeähnliche Organoide erstellen, wodurch die Untersuchung von biologischen Zellen unter standardisierten und reproduzierbaren Bedingungen ermöglicht werden soll.

Wie verhält sich das hybride Gewebe?

Während die Forschenden aus Trient und Cardiff auf experimenteller Ebene die Entwicklung des hybriden biologischen Systems mittels einer künstlichen Struktur aus Soft Matter (Materialien, die leicht verformbar sind und deren physikalische Eigenschaften stark von Temperatur, Druck und anderen äusseren Einflüssen abhängt) betreiben, erstellt das ZHAW-Team um Projektleiter Ruedi Füchslin Modelle und Simulationen, die parallel zu den Experimenten entstehen und mit denen Einblicke in die Funktionsweise eines solchen Hybridgewebes ermöglicht werden sollen. «Das Ziel ist es, ein robustes hybrides Organoid zu entwickeln, das aus Sicht der Zelle vom Look and Feel natürlichem Gewebe entspricht», sagt Projektleiter Ruedi Füchslin, der am ZHAW-Institut für Angewandte Mathematik und Physik (IAMP) den Forschungsschwerpunkt Applied Complex Systems Science leitet. Das Hybridgewebe soll jedoch durch ein standardisiertes Verfahren im Labor hergestellt werden können. «Durch unsere Modellierungen wollen wir dessen Eigenschaften, also die chemische Dynamik und das Verhalten, vorhersehbar machen und damit dem System eine Robustheit verleihen», betont Füchslin.

Zusammenspiel zwischen Modellen und Experimenten verbessern

Eingesetzt werden soll das Organoid in einem späteren Schritt in der medizinischen Forschung zur Untersuchung von menschlichen Zellen bzw. zur Entwicklung und Testung von Therapien. Neben den direkten Forschungsergebnissen hat das Projekt das weitere Ziel, Möglichkeiten zur Optimierung und Standardisierung der Interaktion zwischen Modellierung und Experimenten zu erkunden. Die Modellierungen der ZHAW-Forschenden und die Experimente der Partner-Forschungsgruppen sollen sich gegenseitig ergänzen, woraus idealerweise Prozesse verbessert werden und am Ende Best Practice-Modelle entstehen, die auch in späteren Projekten zur Anwendung kommen können. «Im Idealfall erreichen wir eine gegenseitige Inspiration zwischen unseren Modellen und den Experimenten», erklärt Ruedi Füchslin eine der Ideen hinter der Methodik des EU-Projekts.

EU-Horizon-Projekte

EU-Horizon-Projekte sind Teil des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon Europe der Europäischen Union, das von 2021 bis 2027 läuft. Mit einem Budget von rund 95,5 Milliarden Euro fördert das Programm wissenschaftliche Forschung, technologische Innovation und den Austausch von Wissen innerhalb Europas und darüber hinaus. Ziel ist es, die globale Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken, die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel, Gesundheit und Digitalisierung zu finden. Schweizer Hochschulen können als sogenannte assoziierte Partner an EU-Horizon-Projekten teilnehmen. Obwohl die Schweiz derzeit nicht Vollmitglied des Horizon-Programms ist, können Forschungseinrichtungen weiterhin auf Projektbasis mit EU-Partnern zusammenarbeiten und von der Schweizer Regierung finanzierte Unterstützung erhalten, um an Ausschreibungen teilzunehmen und Forschungsprojekte umzusetzen.