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«Bei uns arbeiten die Studierenden an realen Luftfahrtprojekten»

Seit zehn Jahren werden an der ZHAW School of Engineering Aviatik-Ingenieurinnen und -Ingenieure ausgebildet. Im Interview erklärt Studiengangleiter Christoph Regli, warum der Studiengang so erfolgreich ist und welche Herausforderungen auf die Luftfahrt zukommen.

Christoph Regli war selbst Linienpilot und leitet heute den Studiengang Aviatik an der ZHAW School of Engineering.
Christoph Regli war selbst Linienpilot und leitet heute den Studiengang Aviatik an der ZHAW School of Engineering.

Der ZHAW-Studiengang Aviatik feiert sein zehnjähriges Bestehen und ist bis heute einzigartig in der Schweiz. Wie kam es überhaupt dazu?
Mit der Schliessung der Schweizerischen Luftverkehrsschule SLS im Jahre 1997 fehlte eine zentrale Ausbildungsstätte für Berufsgattungen der Luftfahrt. Nach den Ereignissen von Halifax, Nassenwil, Bassersdorf und Überlingen stand das Sicherheitsmanagement in der schweizerischen Luftfahrt vermehrt in der Kritik. Schliesslich empfahl der Bundesrat im Jahr 2004, die Einführung einer aviatischen Fachhochschul-Ausbildung zu prüfen. In der Folge bauten wir den Bachelorstudiengang Aviatik auf – in enger Zusammenarbeit mit der Schweizer Luftfahrtbranche. Im Herbst 2006 nahmen die ersten Studierenden das Aviatik-Studium in Winterthur auf. Das neue Ausbildungsangebot stiess von Beginn weg auf grosses Interesse und erfreut sich auch heute noch hoher Anmeldezahlen.

Worin liegt das Erfolgsrezept des Studiengangs?
Die Faszination, die vom Fliegen und Flugzeugen ausgeht, ist natürlich ein wichtiger Faktor. Zudem bietet die Luftfahrt interessante Aufgaben in einem extrem vielfältigen Umfeld. Unser anwendungsorientiertes, berufsbefähigendes Studium ebnet den Weg dahin. Bei uns arbeiten die Studierenden an aktuellen, realen Projekten aus der Luftfahrt – das fördert die Motivation zusätzlich. Die Luftfahrt ist aber nicht nur eine technische Disziplin, sondern beinhaltet auch Meteorologie und Umweltfragen, betriebswirtschaftliche und rechtliche Überlegungen, oder auch auf den ersten Blick etwas fachfremd erscheinende Aspekte wie Psychologie oder Mensch-Maschine-Interaktion. 

Was ist im Studium heute anders als noch vor zehn Jahren?
Unser Grundkonzept kommt auch heute noch zum Einsatz: Die Studierenden lernen im ersten Jahr die Breite der Aviatik kennen, bekommen im zweiten Studienjahr die wesentlichen Bereiche vertieft vermittelt und verfolgen im dritten Jahr individuell gesetzte Schwerpunkte. Parallel dazu stehen in allen Semestern die typischen Ingenieursfächer wie Mathematik, Physik, Informatik, Elektrotechnik, aber auch Sprachen und Interkulturelles auf dem Programm. Natürlich gibt es inhaltliche Veränderungen: Die bestehenden Unterrichtsmodule werden laufend dem aktuellen Stand der Technik angepasst oder mit neuen ergänzt. Zudem sind in den letzten Jahren sogenannte Summer Schools entstanden: Im Flight Test Lab können die Studierenden im kleineren Rahmen praxisorientierte Flugversuche durchführen oder in der Air Traffic Management Summer School hinter die Kulissen der Flugverkehrsleitung blicken.

Welches sind die grössten Herausforderungen, die auf die Luftfahrt zukommen?
Wie in allen Ingenieursdisziplinen herrscht auch in der Aviatik stetiger technologischer Fortschritt. In den letzten Jahren hat sich die unbemannte Luftfahrt von einer Freizeitbeschäftigung zu einem Industriezweig mit Milliardenpotenzial entwickelt. Diese Fluggeräte müssen über Kurz oder Lang in das bestehende Luftfahrtsystem eingebettet werden können, ohne dass dabei neue Risiken entstehen. Die Forschung in der Aerodynamik führt zu neuen Konzepten bei den Fluggeräten. Aus der meteorologischen Forschung resultieren genauere Prognosemodelle. Das Sicherheitsniveau ist dank technischer Verbesserungen stetig erhöht worden, so dass der Fokus nun auf die menschlichen Aspekte fällt, welche bei der Gestaltung eines sicheren Systems berücksichtigt werden müssen. Des Weiteren erfordern die wachsenden Mobilitätsbedürfnisse ebenfalls neue Konzepte und kreative Ansätze, denn die Infrastruktur kann ja nicht unbeschränkt wachsen. Somit wird es selbstredend auch in Zukunft eine Herausforderung sein, geeigneten Nachwuchs zu finden und adäquat auszubilden.

Welchen Einfluss nimmt dieser Ausblick auf die künftige Gestaltung des Aviatik-Studiums?
Alle diese Herausforderungen erfordern ein vernetztes Denkvermögen, Systemverständnis und Kreativität, um auch neue Wege einzuschlagen. Dies ist und bleibt der Anspruch an unsere Absolventinnen und Absolventen. Dank unserer guten Vernetzung dürfen wir weiterhin davon ausgehen, dass die Dozierenden aktuelle und auch wegweisende Ideen und Konzepte einbringen – sei es im Rahmen ihres Unterrichts oder bei den Projekt- und Bachelorarbeiten. Ich wünsche mir, dass die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachbereichen verstärkt wird und dass wir weiterhin offen für Neues bleiben.